Sie ist wieder da, die Bundesliga-Tabelle. Kaum einer hatte sich in den vergangenen Wochen wegen der Spielpause in der Coronavirus-Krise für den Stand im Fußball-Oberhaus interessiert – vielleicht mal abgesehen von den Menschen beim SV Werder Bremen.
Denn die Grün-Weißen rangieren im Tabellenkeller. Der Relegationsplatz ist schon ein Stück entfert, das rettende Ufer sogar noch weiter. Am Montag würde sich Werder dann gerne auf die geplante Aufholjagd begeben – möglichst beginnend im Heimspiel (20.30 Uhr, Weserstadion) gegen Championsleague-Aspirant Bayer Leverkusen. Auf wen kommt es jetzt an? Sechs Protagonisten kristallisieren sich heraus, die für die Rettung entscheidend sein dürften.
Trainer Florian Kohfeldt
Der Trainer erlebt eine Katastrophen-Saison. Fast alles ging schief. Und der Fluch ist längst nicht gebannt. Linksverteidiger Ludwig Augustinsson fällt mit muskulären Problemen aus, genauso wie Claudio Pizarro. Der nicht ganz taufrische Kader macht die Herausforderung mit zehn Spielen in sechs Wochen auch nicht einfacher. Der 37-Jährige muss Lösungen finden – nicht nur in seiner Taktik-Kiste, sondern auch im mentalen Bereich. Dafür hat er sich zusätzlich Motivationscoach Jörg Löhr ins Team geholt.
Keeper Jiri Pavlenka
Spitzname Krake! Doch durch bislang 53 Gegentore in 23 Liga-Spielen hat der gute Ruf gelitten. Immer wieder plagten ihn Rückenprobleme, vor der Corona-Pause stoppte ihn ein Muskelfaserriss. Die Unterbrechung kam für ihn genau richtig, um nun topfit in den Endspurt zu gehen. In Bestform gehört er zu den stärksten Keepern der Liga und kann den Abstieg fast allein verhindern.
Kapitän Niklas Moisander
Der Kapitän ist nicht nur als Abwehrchef gefordert. Gerade in schwierigen Zeiten braucht eine Mannschaft Persönlichkeiten, die Souveränität ausstrahlen. Diese Eigenschaften sind dem 34-Jährigen durch eigene Probleme in dieser Saison etwas abhanden gekommen.
Routinier Kevin Vogt
Ihm möchte man eigentlich nur zurufen: „Mach’ bloß weiter so, aber pass’ bitte auf dich auf!“ Vorbildlicher kann sich ein Profi nicht für einen Verein einsetzen – und das als Leihspieler, der erst im Januar gekommen ist und nach der Saison sehr wahrscheinlich wieder gehen muss. Der Abwehrspieler hat nur ein Problem: Er haut sich so sehr rein, dass es ihn oft erwischt und er sich übel verletzt. Würden das alle Bremer so gut wegstecken wie er, wäre der Klassenerhalt eine sichere Sache. Aber vielleicht kann Vogt seine Kollegen ein bisschen härter machen.
Mittelfeldmann Maximilian Eggestein
Wenn er es wirklich geschafft hat, an seiner Schnelligkeit zu arbeiten, dann war es eine richtig gute Pause für ihn. Ihm fehlte nach der tollen Vorsaison einfach die Dynamik, um Akzente im Mittelfeld zu setzen. Natürlich ist er ein wichtiger Dauerläufer, aber für den Klassenerhalt muss er wieder strategischer und zielstrebiger werden. So, wie er beinahe vor einem Jahr schon zum Nationalspieler geworden wäre.
Rakete Milot Rashica
Werder ist sein Sprungbrett zu einem Topclub, ein Wechsel im Sommer gilt als sicher. Aber der Kosovare entscheidet nun, aus welcher Höhe er abspringen wird. Es ist an der Zeit, dass der 23-Jährige mal wieder den richtigen Rashica zeigt, den angeblich so viele Clubs in ganz Europa haben wollen. Sein letzter Treffer datiert vom 14. Dezember. Er wollte einfach viel zu oft mit dem Kopf durch die Wand, agierte zu eigensinnig und vergaß die Kollegen. Sieben Treffer stehen bislang auf seinem Konto.