Das Thema künstlerische Freiheit haben Unbekannte jetzt neu definiert und eine lebensgroße Skulptur in den Wallanlagen installiert. Vermutlich am Freitag ist das massive Werk im Boden verankert und mit Trassierband abgesperrt worden – und zwar an allen Instanzen und Institutionen, die über so etwas zu entscheiden haben, vorbei.
Ob Kulturbehörde, Umweltbetrieb oder Ortsamt: Überall ist die Verwirrung groß, zumal das Werk eindeutig kein stümperhafter Witz ist. „Das ist eine ernstzunehmende Arbeit“, sagt Rose Pfister, zuständig für den Bereich Kunst im öffentlichen Raum bei der Kulturbehörde und Leiterin der Städtischen Galerie. Denn die Figur ist nicht nur aus Bronze, sie hat auch künstlerisch eine Aussage: Eine gebeugt stehende, ärmlich anmutende Person schiebt einen Einkaufswagen und weist für Pfister „auf eine prekäre soziale Situation hin. Das ist ein Statement“.
Mahnmal für Obdachlose?
Armut contra Konsum? Flüchtlingsthematik? Oder vielleicht, wie einer der im Park angetroffenen Stadtstreicher meint, ein Mahnmal für Obdachlose? Wenn ja, dann aber nicht von offizieller Stelle: „Wir stehen nicht dahinter, sind aber sehr gespannt auf die Auflösung“, sagt Katharina Kähler von der Inneren Mission.
Überraschung auch beim Bremer Landesdenkmalschützer Georg Skalecki und Ortsamtsleiterin Hellena Harttung. Sie findet die ganze Aktion „erstmal interessant“ und will der illegalen Aufstellung nachgehen.
Skulptur bleibt erstmal stehen
Rechtens war diese Nacht-und-Nebel-Aktion schließlich nicht. „Stellen Sie sich mal vor, bei Ihnen im Garten betoniert einfach so einer sein Kunstwerk ein. Da möchten Sie auch vorher gefragt werden“, sagt Kerstin Doty, Sprecherin des Umweltbetriebes Bremen, der zuständig für die Grünanlagen ist. „Wir lassen es jetzt aber erstmal stehen. Es ist ja nicht hässlich. Und es ist auch Absicht von Kultur, uns aus dem Einerlei rauszureißen. Ich sehe das als Kunstaktion, die nicht gerade den formalen Weg gegangen ist.“
Der Stadt obliegt letztlich die mögliche Einleitung rechtlicher Schritte. Aber: „Erstmal sichern wir das Werk, prüfen, ob es nicht anderswo entwendet wurde und schauen, was es überhaupt damit auf sich hat“, sagt Umweltstaatsrat Ronny Meyer. Erst dann werde man entscheiden, was weiter damit passiert.