Sieg in Freiburg, Punkt gegen Gladbach – und nun der nächste Sieg auf Schalke: Werder Bremen hat seinen Aufschwung im Abstiegskampf am 29. Spieltag fortgesetzt und einen immens wichtigen 1:0 (1:0)-Erfolg eingefahren. Das goldene Tor in der Arena auf Schalke markierte Leonardo Bittencourt und krönte damit eine starke erste Halbzeit der Bremer. Nach der Pause musste die Mannschaft von Trainer Florian Kohfeldt dann gewaltig zittern, brachte den knappen Sieg aber über die Zeit. Damit hat Werder nunmehr 25 Punkte auf dem Konto und befindet sich auch dank der Mainzer Niederlage gegen Hoffenheim wieder in Schlagdistanz aufs rettende Ufer.
Vogt rückt für Groß ins Team
Im Vergleich zum 0:0 gegen Gladbach hatte Kohfeldt in der Startelf drei personelle Veränderungen vorgenommen. Sebastian Langkamp rückte überraschend für Milos Veljkovic in die Abwehrreihe. Zuletzt hatte der 32-Jährige während des Hinspiels gegen Schalke (1:2) Ende November in der Bundesliga auf dem Platz gestanden. Erwartungsgemäß kehrte Kevin Vogt in die Anfangsformation zurück. Christian Groß, der gegen Gladbach als Sechser agiert hatte, machte für ihn Platz. Im Angriff rückte derweil Leonardo Bittencourt für Yuya Osako in die erste Elf.
82 Prozent Ballbesitz für Werder
Kohfeldts Ansage vor dem Spiel war unmissverständlich gewesen. „Keiner darf nun den Ansatz von Galligkeit verlieren. Die Jungs wissen, dass es nur noch Finals gibt“, hatte der 37-Jährige betont, und nach dem Anpfiff in der Arena auf Schalke bestätigten die Spieler die Wortes ihres Trainers. Werder war in der Anfangsphase das dominierende Team, was sich nach gut 20 Minuten in eindrucksvollen Zahlen wiederspiegelte. 82:18 Prozent – so las sich das Ballbesitz-Verhältnis zu Gunsten der Gäste. Während sich Schalke im eigenen Stadion tief in der eigenen Hälfte postierte, baute Werder das Spiel auf. Durchaus flüssige Kombinationen, beherzte Zweikämpfe – die Bremer wirkten entschlossen, schafften es aber anfangs nicht, sich nennenswerte Torchancen herauszuspielen. Das änderte sich in der 32. Minute schlagartig.
Ein Ausrufezeichen von einem Tor
Nachdem Davy Klaassen den Ball an der Mittellinie vom Schalker Jean-Clair Todibo erobert und an Milot Rashica weitergeleitet hatte, ging es schnell. Rashica hatte das Auge für Bittencourt, der aus gut 20 Metern per herrlichem Schlenzer in den Winkel traf. Ein Ausrufezeichen von einem Tor, das die Bremer Ersatzbank vor leeren Rängen in der Schalker Arena explodieren ließ. Kurz darauf bot sich Bittencourt die nächste Chance: Nach Zuspiel von Maximilian Eggestein zielte er im Strafraum nicht genau genug (39.). Da von Schalkes Offensive weiterhin nichts kam, drängte Werder noch vor der Pause aufs zweite Tor. Nach Ecke von Marco Friedl und Kopfball-Verlängerung von Josh Sargent köpfte Kapitän Niklas Moisander über den Kasten (42.). Kurz darauf war Halbzeit – und Werders Führung ging nach überzeugendem Auftritt mehr als in Ordnung.
Gnade vor Recht für Schalkes McKennie
Der zweite Durchgang begann ohne Torschütze Bittencourt, der gegen Ende der ersten Hälfte nach einem Luftduell mit Salif Sane auf die Hüfte gefallen und kurz darauf in die Kabine gehumpelt war. Osako kam für ihn in die Partie – und wurde prompt von Weston McKennie mit dem Ellenbogen abgeräumt (51.). Schiedsrichter Felix Zwayer ließ jedoch Gnade vor Recht ergehen und verzichtete darauf, den bereits mit Gelb vorbelasteten US-Amerikaner vom Platz zu stellen. Schalke-Coach David Wagner wusste, dass sein Team großes Glück gehabt hatte und nahm McKennie kurz nach der Aktion aus dem Spiel (55.).
Kräfteverhältnis komplett umgekehrt
Nach dem blassen Auftritt in Hälfte eins präsentierte sich Schalke deutlich wacher und stellte Werder vor Probleme. Zunächst war der eingewechselte Benito Raman nach Fehler von Sebastian Langkamp an Torhüter Jiri Pavlenka gescheitert (53.), dann schoss Michael Gregoritsch wuchtig drüber (57.). Auch in den Zweikämpfen gaben die Hausherren plötzlich den Ton an, Werder kam kaum noch aus der eigenen Hälfte heraus. Die Kräfteverhältnisse aus dem ersten Durchgang schienen sich komplett umgekehrt zu haben. Nach 58 Minuten musste Kohfeldt dann zum zweiten Mal wechseln: Für den angeschlagenen Rashica kam Davie Selke, der ins Sturmzentrum ging, dort aber keine Bälle bekam.
Zittern bis zum Ende
Um das Gleichgewicht im Bremer Spiel wieder herzustellen, brachte Kohfeldt Philipp Bargfrede für den insgesamt unauffälligen Sargent (70.). Für ein großes Plus an Stabilität sorgte das aber nicht. Immerhin: Große Torchancen sprangen für Schalke in dieser Phase nicht heraus, Werders Abwehr hielt dicht. In der 78. Minute forderten die Bremer dann plötzlich Elfmeter: Sane hatte Osako beim Kopfballduell im Strafraum unsanft zu Boden geschickt, Zwayers Pfeife blieb jedoch stumm, das Zittern ging weiter. In der 88. Minute hätte Osako es beenden können, doch anstatt nach schönem Zuspiel von Eggestein selbst abzuschließen, legte der Japaner den Ball quer – ins Nichts. Kurz darauf musste er verletzt vom Platz, Christian Groß kam für ihn ins Spiel.
Werder überstand letztlich auch die vierminütige Nachspielzeit, verbuchte drei extrem wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt – und muss nun im Nachholspiel gegen Eintracht Frankfurt (Mittwoch, 20.30 Uhr) nachlegen.