„Wir müssen klarer und ekeliger werden“, fordert Routinier Kevin Vogt (Mitte) von seinen Teamkollegen. Foto: Nordphoto
Kevin Vogt

Einer der Tacheles redet

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Winterneuzugang Kevin Vogt vermisst bei Werder neben dem nötigen Biss auch die Feinabstimmung.

Kevin Vogt hatte am Morgen nach der Bremer 1:4-Niederlage gegen Leverkusen keine Lust, ausschließlich glatt gebürstete Phrasen runterzuleiern. Zu quer saß ihm die Niederlage und die Art und Weise, wie sie zustande gekommen war. Vogt ging hart mit der Mannschaft ins Gericht.

Da war zum einen das Gegentor zum 1:2. Wieder einmal hatte Werder nach einem ruhenden Ball einen Treffer kassiert, bereits zum 18. Mal in der Saison. Völlig frei war Kai Havertz bei einem Freistoß durchgelaufen, hatte per Kopf die erneute Leverkusener Führung erzielt. Kurz nach dem Bremer 1:1 war das Tor der Knackpunkt der Partie und für Vogt der Grund, Tacheles zu reden. Oder besser: endlich einzufordern, das selbiges intern geschieht.

Vogt vermisst interne Kritik

„Bei der Anzahl der Gegentore ist das schon ein Punkt, dass man sich da mal eine Einheit mehr hinsetzen muss und ganz klar festmachen muss, wie man solche Dinger besser verteidigt. Das sind Feinheiten, die da wichtig sind“, sagte der 28-Jährige und erklärte, dass es jetzt auch mal krachen muss im Team: „Wir müssen das Ganze kritisch ansprechen. Da braucht man sich nicht zu streicheln und zu sagen: ,Ja, das wird schon wieder.‘ Nein, da muss man den Finger in die Wunde legen und einzelne Personen auch ansprechen. Das muss man beheben. Da stehen sowohl wir in der Verantwortung als auch das Trainerteam. Das ist ein Punkt, den müssen wir beheben.“

Wenn er, der erst in der Winterpause zur Mannschaft gestoßen ist, so etwas sagt, stellt sich unweigerlich die Frage, wie er den Umgang mit Fehlern bei Werder Bremen bisher erlebt hat. Als zu weich? Zu unkritisch? Zu lieb?

Härte im Team fehlt

Insgesamt ist Härte ein Thema für Kevin Vogt. Er hat sich gegen Bayer Leverkusen mehrfach mit seinem ehemaligen Hoffenheim-Kollegen Nadiem Amiri gekabbelt, da ging auch mal der Ellenbogen raus. Aber sonst? Vogt vermisste gegen Leverkusen den Biss im Team. „Wir müssen uns gegenseitig so hochpushen und motivieren, dass es in zwei, drei Zweikämpfen auch mal richtig raucht. Das hat mir ein bisschen gefehlt.“

Nett gesagt nach einem Spiel, in dem bei allen vier Gegentoren die Gegenwehr fehlte – beim dritten auch von Vogt selbst. „Im Kollektiv unangenehmer zu werden“, das ist das, was Vogt will.

Vogt: „Klarer und ekeliger werden“

Das ist das, was jeder will und worauf erfolgreicher Abstiegskampf fußt. Aber Werder kassierte beim Neustart nach der Corona-Pause nur zwei Gelbe Karten – ist das ein Aufbäumen, ein Kampf mit allen Mitteln? „Wir müssen dahin kommen, dass wir klarer und ekeliger werden“, fordert Vogt.

Was er aber ausdrücklich nicht fordert, ist ein Wechsel auf der Trainerbank. Obwohl Florian Kohfeldt bei den Fans immer stärker in der Kritik steht, sieht Führungsspieler Vogt „auf dieser Position überhaupt keinen Bedarf, Flo erreicht die Spieler, er passt sehr gut zur Mannschaft. Aber natürlich: Die Ergebnisse sprechen aktuell weder für uns noch für ihn.“

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