Delme Report: Die Corona-Pandemie beschäftigt nicht nur die Bundes- und Landespoltik, sondern beeinflusst auch die Arbeit des Oberbürgermeisters von Delmenhorst. Herr Jahnz, wie sieht aktuell Ihr Arbeitsalltag aus?
Axel Jahnz: Seit Wochen beschäftige ich mich – zusätzlich zur regulären Arbeit – mit der Coronakrise und bin in sehr vielen Telefon-Konferenzen mit dem Bund und dem Land sowie unserem eigenen Stab.
Ist das Rathaus momentan komplett verwaist? Arbeiten Sie im Home Office?
Nein, das Rathaus ist nicht verwaist. So wie viele Betriebe arbeiten auch wir präventiv im Schichtbetrieb. Und bei einigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geht es nicht ohne Bereitschaftsdienste am Wochenende. Ich arbeite im Home Office, allerdings von montags bis sonntags. Das kenne ich noch aus der Flüchtlingsarbeit und in den Wochen zur Rettung unseres Krankenhauses.
Wie ist Delmenhorst bislang durch die Krise gekommen?
In unserer Stadt wird auf verschiedenen Ebene eine tolle Arbeit auf ehrenamtlicher und hauptamtlicher Basis geleistet. Ich möchte hier niemanden hervorheben. Solch eine große Krise lässt sich nur mit Disziplin, Vorbeugung und verantwortungsvollem Handeln bewältigen.
Was sind die größten Herausforderungen?
Die Sicherstellung der medizinischen Versorgung. Und das die Schulen und die Kindergärten wieder auf den Weg gebracht werden. Auch die gesamte örtliche Wirtschaft muss wieder Fuß fassen. Das ist eine Mammutaufgabe.
Sie sprachen das Krankenhaus an. Wie gut ist die Klinik aufgestellt?
Unser Krankenhaus, aber auch die Pflegeeinrichtungen, haben in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt bereits vor Beginn der Coronakrise eine hervorragende Arbeit geleistet. Dafür bin ich sehr dankbar. So konnten wir jederzeit auf neue Situationen reagieren. Aber ich klopfe lieber dreimal auf Holz, man weiß ja nie.
Wie werden die Einrichtungen in der Stadt, wie beispielsweise die Museen und die Volkshochschule unterstützt, die schließen mussten?
Die Krise ist hart. Kurzarbeit war unumgänglich. Wir lassen die Einrichtungen jetzt wieder im Rahmen der Möglichkeiten anlaufen und hoffen sehr, dass es keine Rückschläge gibt.
Was sind die nächsten Schritte?
Kurz und bündig, zur Normalität zurück zu kehren.
Können Sie der Krise auch etwas positives abgewinnen?
Aus jeder Krise muss man Lehren ziehen. Vor allem, wenn den Entscheidungsträgern kaum Reaktionszeiten bleiben. Besonders wichtig ist hierbei ein gutes Netzwerk. Aus Fehlern kann man lernen, um kurzfristig oder später Korrekturen vorzunehmen.
Möchten Sie den Lesern des DELME REPORT noch etwas mitteilen?
Den Bürgerinnen und Bürgern von Delmenhorst danke ich sehr für das bisherige Verständnis. Ich bin mir darüber sehr wohl im Klaren, dass die Einschränkungen in der Privatsphäre nicht immer auf Gegenliebe gestoßen sind. Aber es gab keine andere Wahl. Und es tut mir aufrichtig leid, dass viele Geschäfte und Betriebe an die Grenze ihrer Existenz gehen müssen. Aber ich bin davon überzeugt, dass Delmenhorst weiterhin eine großartige Stadt mit Solidarität ist. Wir packen das.
Auch mit dem Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Delmenhorst/Oldenburger-Land sprachen wir über die Auswirkungen durch Corona. Das Interview finden Sie hier