Lange mussten die Bewohner von Bremer Pflegeheimen warten, bevor sie wieder besucht werden durften. Nun ist ein Besuch ­unter starken Einschränkungen wieder möglich. Foto: Pixabay
Besuchsregelungen

Harte Zeiten in Pflegeheimen

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Die Einschränkungen für Besuch treffen Heimbewohner in Bremen hart. Lockerungen sind in Aussicht.

„Ich halte das alles nur für schwer vermittelbar“ sagt Reinhard Leopold mit Blick auf die in Bremen geltenden Einschränkungen für Besuche in Pflegeheimen. Zu wenig transparent, zu willkürlich erscheinen dem Gründer der Angehörigen-Vertretung „Heim-Mitwirkung“ die Verordnungen. Die starken Einschränkungen hätten dazu geführt, dass viele Senioren dort stark abgebaut und sogar ihren Lebensmut verloren hätten.

Bisher gilt: Sofern die Pflegeheime wegen Corona nicht unter Quarantäne stehen und die Hygienevorgaben erfüllen, dürfen die Bewohner pro Woche nur ein Mal von einer einzigen ausgewählten Person besucht werden. Die Besuchszeit ist auf 45 Minuten begrenzt, es gilt ein Abstandsgebot, eine Gesichtsmake ist Vorschrift, Essen ist nicht erlaubt.

Noch ein Heim unter Quarantäne

Laut Bernd Schneider, Sprecher des Sozialressorts, können derzeit alle Pflegeheime, die nicht unter Quarantäne stehen, Besuche anbieten. Derzeit ist in Bremen noch eine der rund 100 Pflegeeinrichtung von Covid-19-Fällen betroffen. Sie steht unter Quarantäne. Zwölf Einrichtungen sind mittlerweile rehabilitiert. Insgesamt hat es in den bisher betroffenen Einrichtungen 129 bestätigte Fälle gegeben, davon 83 Bewohner und 46 Beschäftigte. 23 der betroffenen Bewohner sind gestorben, drei noch krank, 57 genesen.

Auch Schneider weiß um die Brisanz der Einschränkungen bei den Besuchen. „Wir teilen die Einwände. Wer in einer Einrichtung lebt, ist emotional darauf angewiesen, Besuch zu empfangen. Für Angehörige, die nicht in die Einrichtungen dürfen, ist es eine ganz besonders belastende Situation, ihre Lieben ohne den engen emotionalen Bezug zu wissen“, sagt er. „Es waren die Träger, die große Bedenken gegen die von uns geplante Regelung hatten, tägliche Besuche für eine bis zwei Stunden zuzulassen“, erklärt der Sprecher.

Mundschutz erschwert Erkennen

Die Arbeiterwohlfahrt Bremen (AWO) etwa zeigt durchaus Verständnis. „Ein Problem ist sicherlich, dass vor allem demenziell erkrankte Bewohner Probleme mit der Einhaltung der Hygienevorgaben haben. Teilweise fällt es diesen Bewohnern schwer, die Angehörigen mit Mund-Nasen-Schutz und auf die Distanz zu erkennen. Alle Maßnahmen dienen dem Infektionsschutz, erschweren aber auch das Miteinander“, erklärt Sprecherin Anke Wiebersiek. Trotzdem stehe der Infektionsschutz der Bewohner bisher bei den Konzepten an erster Stelle. „Im Zusammenhang mit einer weiteren Öffnung erwarten wir eine vermehrte Testung der Bewohner und Mitarbeiter“, fordert Wiebersiek.

Reinhard Leopold plädiert dafür, alle vorhandenen Kapazitäten zu nutzen und kreative Lösungen zu finden. „Leere Speisesäle zum Beispiel lassen sich doch hervorragend für Besuche umfunktionieren“, findet er. Auch spezielle Container aufzustellen oder Videotelefonate mit den Bewohnern zu ermöglichen, seien Alternativen.

Auch in der Sozialdeputation waren mögliche Lockerungen ein Thema. Sozialsenatorin Anja Stahmann hält eine Ausweitung der geltenden Besuchsregeln unter Wahrung der Vorsorgemaßnahmen für dringend erforderlich und kündigte an das Thema am heutigen Dienstag im Senat ansprechen. Ihr Ziel sei eine spürbare Lockerung im Laufe der zweiten Juni-Hälfte.

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