Viele hatten den SV Werder Bremen im Abstiegskampf schon abgeschrieben, doch die Grün-Weißen haben sich nach zwei Pleiten in Folge mit einem 5:1 (3:0)-Sieg beim SC Paderborn eindrucksvoll zurückgemeldet. Die Bremer hielten dem enormen Druck, beim Tabellenletzten unbedingt gewinnen zu müssen, absolut stand, boten eine endlich auch mal offensiv gute Leistung.
Für Werder trafen der bärenstarke Davy Klaassen (20. und 39), Yuya Osako (34.), Maximilian Eggestein (60.) und tatsächlich auch Niclas Füllkrug (90.+2) bei seinem Comeback nach neunmonatiger Verletzungspause. Milot Rashica hatte nach 19 Minuten einen Handelfmeter verschossen. Für Paderborn langte es nur zu Ergebniskosmetik durch Abdelhamid Sabiri (66.).
Gute Nachrichten aus Düsseldorf
Und nach dem Abpfiff wurde es ein perfekter Bremer Nachmittag: Konkurrent Fortuna Düsseldorf kassierte in der fünften Minute der Nachspielzeit das 0:1 gegen Borussia Dortmund. Werder Bremen ist nun punktgleich mit den Rheinländern auf dem Relegationsplatz und in der Tordifferenz nur noch um ein Tor schlechter.
Trainer Florian Kohfeldt hatte im Abstiegskampf auf Angriff gesetzt. Im Vergleich zum Wolfsburg-Spiel (0:1) nahm er nur einen Wechsel vor – allerdings einen ziemlich offensiven: Für den Sechser Philipp Bargfrede stürmte Milot Rashica. Alles andere wäre in einem Spiel beim Tabellenletzten, das unbedingt gewonnen werden musste, auch eine Überraschung gewesen.
Elfmeter für Werder
Werder tat sich bei aller Dominanz allerdings schwer, Chancen zu kreieren. Ein altbekanntes Problem. Doch dann nahm sich Josh Sargent ein Herz, stürmte mit einem Doppel-Lupfer in den Strafraum, wo Jamilu Collins den Ball klar mit der Hand spielte. Schiedsrichter Christian Dingert entschied sofort auf Elfmeter.
Doch Milot Rashica scheiterte an Leopold Zingerle, der den halbhohen Versuch entschärfte (19.). Das passte in diese Bremer Pleiten-Pech-und-Pannen-Saison. Während Rashica noch haderte, gaben seine Kollegen aber sofort wieder Gas und wurden nur eine Minute später belohnt: Nach einer feinen Flanke von Theodor Gebre Selassie köpfte Davy Klaassen den Ball aus 14 Metern ins lange Eck. Ein tolles Tor! Die Erleichterung war dem Niederländer förmlich ins Gesicht geschrieben.
Osako trifft zum 2:0
Und was war mit Paderborn? Nicht viel. Klaus Gjasula sorgte für einen negativen Höhepunkt, als er für ein rüdes Foul gegen Sargent seine 17. Gelbe Karte in dieser Saison sah – so viele wie noch kein Bundesligaspieler vor ihm. Schon in der Anfangsphase hätte er nach einer Attacke gegen Sargent verwarnt gehört, doch da ließ Dingert noch Gnade vor Recht ergehen.
Es gab aber auch ein sportliches Lebenszeichen des SCP. Christian Strohdiek verpasste nach einer Ecke nur knapp den Ausgleich (34.). Werders Reaktion darauf hätte nicht besser sein können. Sargent tanzte im Strafraum Collins aus, beförderte die Kugel geschickt per Aufsetzer aufs Tor – und nach Zingerles Abwehr mit der Hand staubte Yuya Osako zum 2:0 ab (34.). Dieses Tor hatte sich der emsige Japaner absolut verdient.
Klaassen trifft erneut
Und es kam noch besser für Werder Bremen: Eine Freistoß-Hereingabe von Rashica landete erst auf dem Kopf von Milos Veljkovic und dann per Direktabnahme von Klaassen im Tor (39.). Drei Treffer in einer Halbzeit, das hatte Werder in dieser Saison noch nicht geschafft. Es war ein mehr als beeindruckendes Zeichen im Abstiegskampf.
Aber dann: Nach der Pause machten sich die Bremer das Leben selbst schwer, agierten nicht mehr so aggressiv und konzentriert. Und wer weiß, was passiert wäre, wenn Paderborns Sven Michel nicht nur den Innenpfosten getroffen hätte (51.). Werder kam im nun strömenden Regen mächtig ins Schwimmen.
Bargfrede für die Stabilität
Kohfeldt reagierte, brachte Bargfrede für Rashica (59.). Und Maximilian Eggestein sorgte prompt mit seinem ersten Saisontor für große Erleichterung (60.). Osako hatte Klaassen perfekt auf die Reise geschickt, dessen präzise Hereingabe Sargent aber nicht an Zingerle vorbeigebracht. Diesmal staubte Maximilian Eggestein ab – 4:0. Sollte da neben den drei Punkten auch noch einiges für die Tordifferenz herausspringen?
Wären da bloß nicht diese Probleme bei Standards. Nach einer Ecke köpfte Niklas Moisander Mitspieler Sargent den Ball auf den Körper – und der eingewechselte Abdelhamid Sabiri markierte das 1:4 (66.) für den SC Paderborn. Osako hätte den alten Abstand wieder herstellen können, brachte die Augustinsson-Hereingabe aber nicht im Kasten unter (74.).
Füllkrug ist wieder da
Gänsehaut-Moment dann zwei Minuten später: Neun Monate nach seinem Kreuzbandriss feierte Niclas Füllkrug sein Comeback. Mit ihm kamen auch Davie Selke und Marco Friedl, dafür gingen Sargent, Osako und Augustinsson vom Platz. Füllkrug war so heiß, dass er sich nach einem Foul von Sebastian Vasiliadis gleich mal mit dem Übeltäter anlegte und dafür Gelb sah.
Und dann langte er auch mit dem Ball zu. Nach Friedl-Vorarbeit vollstreckte er in der Nachspielzeit gekonnt zum 5:1. Der Angreifer könnte im Abstiegskampf also noch ganz wichtig werden. Vielleicht schon am Dienstag (20.30 Uhr) im Heimspiel gegen den FC Bayern München.