Nach wie vor wird viel Müll durch Einwegprodukte produziert. Foto: Schlie
Plastikmüll

Corona bremst Mehrweg-Trend

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Pfandsysteme wie „Cup2Date“ haben es nach dem Lockdown schwer. Die Politik fordert neue Projekte.

Wir hatten uns schon etwas mehr Beteiligung erhofft“, sagt Martin Schulze vom Bündnis für Mehrweg, das Anfang des Jahres von Umweltsenatorin Maike Schaefer in Zusammenarbeit mit Bremer Unternehmen und Umweltorganisationen wie dem BUND gegründet wurde. Insgesamt sind bisher 18 Partner an dem Bündnis beteiligt. „Es kamen seit Beginn nur wenige dazu – das liegt aber sicherlich daran, dass viele Unternehmen in den letzten Monaten durch die Coronakrise ganz andere Sorgen hatten“, sagt Schulze. Zudem seien bei vielen Verbrauchern Sorgen um Risiken bei der Hygiene im Umgang mit Mehrwegbehältern hinzugekommen, so Schulze.

Mehrwegbecher-Unternehmen in der Krise

Das Bremer Trio der „Cup2Date“-Gründer ist für den Einbruch durch die Pandemie ein gutes Beispiel. Vor der Coronakrise waren die drei Unternehmer mit ihrer Idee, ein Mehrwegbecher-Pfandsystem in Bremen zu etablieren, groß im Kommen. Das Prinzip: Für einen Euro kann ein „Cup2Date“-Becher gekauft werden, der Kaffee wird unterwegs getrunken, dann kann der Becher an einem der teilnehmenden Cafés abgegeben werden. Sie können bis zu 500 Mal genutzt werden, dann werden sie recycelt.
Doch seit der Krise stockt der nachhaltige Ansatz. Momentan beteiligen sich rund 60 Bäckereien oder Cafés an „Cup2Date“. „Eigentlich war unser Ziel, in diesem Jahr 150 bis 200 Partner für das Projekt zu bekommen. Das wird wohl nicht mehr möglich sein“, sagt Gründer Quasi Seeralan. Wenn bis Ende des Jahres nicht noch etwa 40 neue Cafés hinzukommen, werde „Cup2Date“ aus wirtschaftlichen Gründen wohl aufgeben müssen, befürchtet er.

Dabei haben die Gründer eigentlich ganz andere Ziele. „Langfristig wollen wir uns in Bremerhaven, in der Wesermarsch und dann im ganzen Norden, vielleicht sogar bundesweit ausbreiten“, erklärt er. Als Anreiz für neue Kunden haben sich die Gründer bereits eine kurzfristige Maßnahme überlegt: Die Gebühr für neue Kunden in Höhe von 299 Euro soll in diesem Jahr erst einmal ausfallen.

Diskussion in Politik

Auf politischer Ebene wird der ins Stocken geratene Trend zu Mehrwegprodukten mit Sorge zur Kenntnis genommen. In der letzten Sitzung der Deputation für Klimaschutz waren sich die Fraktionen einig, dass das Thema erneut in der Bürgerschaft besprochen werden muss. „Was bisher passiert ist, ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein“, sagt etwa Ralph Saxe (Grüne). Für ihn steht fest, dass sich deutlich mehr hiesige Unternehmen an Mehrwegsystemen beteiligen müssen. „Nur freiwillige Bündnisse reichen leider nicht aus. Darum müssen wir uns auch auf Bundesebene für mehr Nachhaltigkeit einsetzen“, fordert er.

Zwar gebe es schon einige positive Beispiele in Bremen, wie etwa das Mehrweg-Pfand-System von Werder Bremen oder das Bechersystem in der Markthalle Acht. „Von solchen Vorreitern gibt es aber noch zu wenige“, findet er. Zudem sei es sinnvoll, wenn es ein einheitliches System gebe, an dem sich alle Cafés und Bäckereien in der Stadt beteiligen würden. Gefordert seien zudem auch andere Akteure wie etwa der Airport Bremen oder die Messehallen. „Beim Sechstagerennen zum Beispiel fallen Unmengen an eigentlich vermeidbarem Plastikmüll an“, sagt Saxe.

Essen in Mehrweg

Einen weiteren Ansatz verfolgt das vom Bundesumweltministerium geförderte Projekt „Essen in Mehrweg“. Gastronomische Betriebe in Berlin und Bremen werden bei der Einführung von Mehrweg-Takeaway-Lösungen unterstützt. Das vom BUND unterstützte Projekt verläuft zurzeit schleppend. „Aktuell ist die Resonanz mittelmäßig, bisher machen nur vier Bremer Betriebe mit“, sagt Antje Baum vom BUND.

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