Kevin Vogt ist 1,94 Meter groß, ein Hüne, Kategorie Türsteher – mit einer freundlichen, aber letztlich ziemlich kompromisslosen Art. Von dieser Sorte Fußballer hat Werder Bremen sonst keinen in seinem Kader. Und deshalb wurde der gelbgesperrte Vogt im Hinspiel der Relegation gegen Heidenheim auch so sträflich vermisst. Im Rückspiel am Montag könnte der 28-Jährige zu Werders Lebensversicherung im Kampf um den Klassenerhalt werden.
„Kevin hat in den letzten Monaten gezeigt, dass er uns mit seiner Qualität und seiner Art gerade in schwierigen Phasen sehr gut tut“, sagt Sportchef Frank Baumann. Im Januar hatte er den Defensivspezialisten aus Hoffenheim losgeeist – auf Leihbasis bis Saisonende.
Marktwert über 8 Millionen Euro
Ein echter Coup. Denn bei einem Marktwert von acht Millionen Euro und einer Vertragslaufzeit in Hoffenheim bis 2022 ist so ein Spieler für Werder eigentlich nicht finanzierbar. Deswegen gilt es eigentlich als sicher, dass Vogt nach der Saison in den Kraichgau zurückkehrt.
Doch bei dem Ruhrpott-Jungen, der in Witten geboren ist und beim VfL Bochum zum Bundesliga-Profi wurde, war nie zu spüren, dass es bei Werder nur ein Engagement auf Zeit ist. Vogt schonte sich nie, kehrte nach Verletzungen schnell zurück, biss auf die Zähne.
Chef auf dem Platz
Er war nicht nur der Krieger im Abstiegskampf, sondern schnell der Chef. Am letzten Spieltag gegen Köln faltete er Teamkollege Davy Klaassen gleich mehrfach laustark auf dem Platz zusammen, weil der nicht aufmerksam genug verteidigt hatte. Der Niederländer, immerhin der Vize-Kapitän, hörte zu und erledigte seinen Job fortan noch konzentrierter. Vogts Worte haben Gewicht.
Aber auch sein ganzes Auftreten macht Eindruck. Der 28-Jährige, der inzwischen 227 Bundesliga-Spiele für den VfL Bochum, den FC Augsburg, den 1. FC Köln, 1899 Hoffenheim und Werder auf dem Buckel hat, strahlt jede Menge Ruhe und Selbstbewusstsein aus. Auch nach Fehlern, von denen kann sich die Leihgabe wahrlich nicht freisprechen. Mindestens zwei, drei Gegentore gehen auf sein Konto, weil er im Strafraum zu spät reagierte.
Nach Fehlern nicht eingeknickt
Doch deshalb knickte Vogt nicht ein. Er spielte weiter – und die Betonung liegt auf spielen. Denn bei aller körperlichen Wucht bevorzugt Vogt die feine Klinge, also den geschickten Pass zum Nebenmann oder besser noch nach vorne, anstatt die Kugel nur wegzuhauen. Andererseits ist er sich nie zu schade, die Grätsche auszupacken, sich mit Gegenspielern anzulegen oder auch mal dem Schiedsrichter einen bösen Blick zuzuwerfen.
Kurz gesagt: So ein „Mentalitätsmonster“ hat Werder am Donnertsag gegen Heidenheim definitiv gefehlt. Am besten kann er seine Rolle als Pendler zwischen der Abwehrkette und der Position des Sechsers ausfüllen. Als Ersatz des gesperrten Niklas Moisander in der Innenverteidigung wäre Vogt fast schon verschenkt, so ein Spieler braucht einfach mehr Einfluss in diesem wichtigen Spiel in Heidenheim.