Am Ende muss Torsten Frings eines noch loswerden. „Ich habe in Internetforen gelesen, dass ich mit dem Ferrari in Meppen war“, sagt der Ex-Profi des SV Werder Bremen und korrigiert lachend: „Das stimmt natürlich nicht.“
Es wäre auch die Überzeichnung eines Kontrasts gewesen, der so schon stark genug ist. Der große Torsten Frings, Vize-Weltmeister von 2002, 79-facher Nationalspieler, Deutscher Meister mit Bayern München, dreimaliger DFB-Pokalsieger mit Werder und den Bayern, trainiert künftig den kleinen SV Meppen. Immerhin Dritte Liga, aber doch mehr Fußball-Provinz als große weite Welt.
„Idealer Wiedereinstieg“
Das sieht nach zweieinhalb Jahren ohne Trainerjob ein bisschen nach Verzweiflungstat aus. Doch so ist es nicht, beteuert Frings auf seiner Vorstellung am Freitag. Ihm sei es nicht um einen großen Namen als Arbeitgeber gegangen, sondern um eine Chance. „Ich wollte nicht ins Ausland, um einen schnellen Euro zu machen. Das war es mir nicht wert. Deshalb habe ich auch vieles abgelehnt. Ich habe einfach auf das Richtige gewartet. Jetzt habe ich ein super Bauchgefühl, das mir sagt: Meppen ist für mich der ideale Wiedereinstieg ins Business. Ich bin dankbar, dass ich mich hier beweisen darf.“
Keine goldenen Wasserhähne und Ferraris
Es ist ein Neuanfang für Frings, keine Frage. Nach der Zeit als Co-Trainer bei Werder unter Viktor Skripnik (Oktober 2014 bis September 2016) und einem anfangs erfolgreichen Engagement beim damaligen Bundesliga-Absteiger Darmstadt 98 (Januar bis Dezember 2017) war er abgetaucht. Viele Hospitationen, viel Weiterbildung, viel Fußball gucken, „um auf dem Laufenden zu bleiben“ – so hat er die Zeit genutzt. Oder muss man sagen: rumgekriegt? Wie auch immer: In Meppen geht es weiter für Frings, der überhaupt keine Berührungsängste mit der Dritten Liga und dem eher provinziellen Charme des SVM hat. „Hier gibt es alles, was man braucht, um erfolgreich sein zu können. Um Fußball zu spielen, braucht man ja keine goldenen Wasserhähne“, sagt er. Die gibt es in Meppen ohnehin genauso selten wie Ferraris.
Aufgabe zu 100 Prozent angehen
Frings will sich zwar in Meppen eine Wohnung nehmen („Das gehört dazu, wenn man eine Aufgabe zu hundert Prozent angehen will“), die Familie bleibt aber in Bremen. Dass zwischen den Städten weniger als zwei Autostunden liegen, war „auch ein wichtiger Punkt“.
Fortan zählt vor allem die Arbeit. Mit einem Team, das in der abgelaufenen Saison unter Trainer Christian Neidhart (wechselte nach sieben Jahren zu RW Essen) Platz sieben belegt hat, startet Frings Anfang August in die Zukunft.
Chance auf Entwicklung des eigenen Stils
„Ich zähle schon die Tage, bis es losgeht. Ich bin unglaublich heiß darauf, den SV Meppen zu trainieren“, sagt der 43-Jährige, der sich in den Gesprächen mit SVM-Sportvorstand Heiner Beckmann und Geschäftsführer Ronald Maul „von der ersten Sekunde an als Wunschkandidat“ gefühlt hatte. Frings hofft darauf, anders als im von ihm als „Haifischbecken da oben“ bezeichneten Bundesliga-Geschäft, in Meppen eine Entwicklung durchmachen zu dürfen – mit dem Team, aber auch persönlich: „Als Trainer musst du deinen eigenen Stil finden – wie du sein willst, wie du rüberkommen willst. Ich bin gerade dabei, das zu entwickeln.“