Bahar Yavasoglu (r.) hatte nach der Zeit des Besuchsverbots registriert, das ihr Mann Akin deutlich abgebaut hatte. Foto: Holz
Pflegeheime

Ärger um Pflegebedürftige

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Keine Besuche, mangelnde Hygiene: Bremer berichten über schlechte Heim-Bedingungen während der Corona-Zeit.

Als Bahar Yavasoglu ihren pflegebedürftigen Mann Akin nach drei Monaten Besuchsverbot wieder sieht, ist sie schockiert. „Er hatte Fehlstellungen an den Füßen und in der Hüfte und konnte seine Finger nicht mehr öffnen. Es ging ihm deutlich schlechter als vor dem Lockdown“, berichtet sie.

Auch in dieser Zeit hatte sie das Gefühl, dass sich die Pflegekräfte der Bremer Einrichtung Via Vita zu selten um ihren Mann gekümmert hätten. Zu wenig Kontrollen und mangelhafte Hygienebedingungen sowie ausgefallene Therapien hätten zu einer deutlichen Verschlechterung Akins geführt, berichtet sie.

Einrichtung bestreitet Vorwürfe

Die Einrichtung bestreit die Vorwürfe. Und Therapien seien nur ausgefallen, während Bewohner in Quarantäne waren, sagt Via Vita-Sprecherin Gabriele Nottelmann.

Doch als Beispiel für mangelhafte Hygiene schildert Yavasoglu, dass das Personal die Zahnbürste sowie die Wäsche ihres Mannes häufiger mit der eines Zimmergenossen vertauscht habe. Außerdem sei nur wenig auf Mundhygiene geachtet worden, ihr Mann sei nicht ausreichend mit Wasser versorgt worden und die Vorhänge seines Zimmers seien tagsüber geschlossen worden, sagt sie. Auch diese Vorwürfe weist die Einrichtung zurück.

Angehörigenvertreter spricht von „rechtsfreiem Raum“

Eindrücke wie diese sammelt derzeit Reinhard Leopold, der Regionalsprecher des Pflegeschutzbundes Biva, von vielen Angehörigen. Schon zu Beginn der Besuchsverbote kritisierte er die Bedingungen, unter denen die Heimbewohner in dieser Zeit leben mussten.

„Die Befürchtungen haben sich bestätigt. Der menschliche direkte Kontakt ist für diese Zielgruppe einfach essentiell“, betont Leopold. In der Corona-Zeit habe sich durch abnehmende Kontrollen der Pflegebedingungen eine Art „rechtsfreier Raum“ in Heimen gebildet, sagt er.

Sozialressort verweist auf Heimaufsicht

Im Sozialressort ist man sich der Probleme bewusst. „Solche Fälle sind bekannt und es gab auch Beschwerden“, sagt Ressortsprecher David Lukassen.

Die Heimaufsicht sei jedoch tätig geworden und habe Lösungen vermittelt.

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