Vielleicht ist das Projekt sogar eine Weltpremiere, das die Bremer Straßenbahn-Gesellschaft (BSAG) plant. BSAG-Chef Hajo Müller kann sich an nichts Vergleichbares erinnern. In Deutschland jedenfalls habe es das noch nie gegeben, da ist er sich sicher. Nicht einmal in Europa.
Mitten auf dem Bremer Markt präsentiert er am 30. August, Punkt 20 Uhr, „Nordlicht“, das erste Modell der neuartigen BSAG-Straßenbahn. Rund 80 Gäste hat Müller dazu eingeladen, Politiker und Künstler. Das klingt noch nicht nach Weltpremiere, ist es auch nicht. Aber, und das ist wohl einzigartig, die Vorführung der neuen Bahn samt Feier wird live im Internet übertragen. Unter nordlicht.bsag.de kann jeder das Ereignis verfolgen, kostenlos und in HD-Qualität.
BSAG zeigt Modelle ab dem Jahr 1888
Wegen Corona verzichtet das stadteigene Unternehmen auf eine große öffentliche Feier und bittet alle Bremer: „Bleibt zu Hause, schaut euch die Veranstaltung übers Internet an. Da bekommt ihr noch mehr mit.“
Denn die BSAG zeigt nicht nur die neue Bahn, sondern auch die Modelle aus den vergangenen Jahrzehnten, angefangen von der ersten Bremer Straßenbahn von 1888.
Ab September dürfen Fahrgäste einsteigen
Zwei neue Bahnen kurven schon durch Bremen, gefüllt mit Säcken. „Wir testen die Straßenbahn bei voller Belastung“, erklärt Betriebsleiter Matthias Zimmermann. Rund 280 Passagiere kann die Bahn aufnehmen.
Im September dürfen erstmals Fahrgäste einsteigen. Sie treffen auf mehr Komfort. Die neue Bahn ist nicht nur 35 Zentimeter breiter und hat sieben statt fünf Türen. In deren Nähe sind Monitore angebracht. Sie informieren etwa über Umleitungen. Und auf einem Bildschirm könnte die BSAG auch Nachrichten vom TV-Sender NTV übertragen. Technisch ist das möglich.
Studie über Tarifstruktur im Herbst
Bis Ende des Jahres will die BSAG 15 Nordlichter auf die Schienen schicken. Insgesamt hat sie bei Siemens 77 bestellt für insgesamt 210 Millionen Euro. Weitere 55 Millionen Euro steckt sie in die Infrastruktur, etwa die Betriebshöfe. Die Finanzierung sei gesichert, sagt Müller. Wegen Corona hat die BSAG im ersten Halbjahr rund 12 Millionen Euro weniger erlöst als in der ersten Hälfte 2019.
In diesem Herbst soll auch das Ergebnis der Studie über eine neue Tarifstruktur vorliegen, wie Maike Schaefer ankündigt. Die Senatorin fährt zwar meist mit dem Rad, besitzt aber eine Bob-Karte.