Rund vier Millionen Menschen arbeiten in Deutschland auf selbstständiger Basis. Vor allem in größeren Städten lassen sich diese gerne nieder, denn hier finden sie einen Standort mit hervorragenden Bedingungen. Bei finanziellen Engpässe gibt es mehrere Möglichkeiten, die auch abhängig sind von der individuellen Situation.
Zwar ist die Zahl der Selbstständigen in Deutschland seit dem Jahr 2012 leicht gesunken, trotzdem ist der Wert von rund vier Millionen relativ stabil. Etwas mehr als die Hälfte der betreffenden Personen arbeiten als sogenannte Solo-Selbstständige, sprich ohne eigene Mitarbeiter. Häufig handelt es sich dabei um Freiberufler. In Bremen gibt es beispielsweise etwa 22.500 steuerpflichte Unternehmen, deren Lieferungen und Leistungen über 17.500 Euro pro Jahr liegen. Gemeinsam erwirtschaften sie einen Jahresumsatz von über 72 Milliarden Euro. Dennoch kommt es immer wieder vor, dass Selbstständige in finanzielle Engpässe geraten. Ursachen kann es hierfür viele geben.
Mögliche Gründe für finanzielle Engpässe
Wenn ein Selbstständiger oder Unternehmen in wirtschaftliche Schwierigkeiten gerät, kann dies inneren oder äußeren Faktoren geschuldet sein – manchmal auch einer Kombination. Ein häufiger Grund sind beispielsweise säumige Kunden. Dadurch kann die Liquidität beeinträchtigt werden bis hin zu einer Zahlungsunfähigkeit. Aber auch eine Krankheit, familiäre Probleme oder schlichtweg ein zu großer Konkurrenzdruck können dafür sorgen, dass die Selbstständigkeit nicht wie geplant oder wie gewohnt läuft. Zuletzt ist auch die wirtschaftliche Situation oftmals entscheidend, sprich eine allgemeine Wirtschaftskrise bringt viele Unternehmen in Bedrängnis, ohne dass sie Einfluss auf ihre prekäre Lage nehmen können. Von Planungsfehlern bis hin zu einer Rezession gibt es somit eine ganze Reihe an möglichen Ursachen für finanzielle Engpässe von Selbstständigen und Unternehmen. Eine Insolvenz zu verhindern, ist dann das wichtigste Ziel.
Richtig reagieren bei wirtschaftlichen Schwierigkeiten
Vor allem bei Solo-Selbstständigen sind die privaten Finanzen oft nicht klar von der Unternehmensfinanzierung abgegrenzt. Es ist daher wichtig, erst einmal zu unterscheiden, woher der finanzielle Engpass rührt. Sind zu wenige Aufträge beziehungsweise ausstehende Rechnungen das Problem? Oder doch eher zu hohe private Ausgaben, beispielsweise für einen Immobilienkredit? Sinnvoll ist es in jedem Fall, (auch) die privaten Finanzen zu konsolidieren, um den finanziellen Druck für das Unternehmen zu verringern. Die Ausgaben zu minimieren ist dabei ein erster wichtiger und sinnvoller Schritt, was natürlich sowohl für das Privatleben als auch für das Unternehmen gilt. Denn je weniger Geld aufgebracht wird, desto mehr Spielraum bleibt dem Selbstständigen bei wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Zudem geht es schlichtweg schneller die Ausgaben zu senken als die Einnahmen zu erhöhen, was somit eine geeignete Sofortmaßnahme darstellt. Im zweiten Schritt gilt es aber auch, die Unternehmensfinanzierung langfristig zu sichern. Gegebenenfalls empfiehlt es sich, dafür einen Experten wie einen Steuer- oder Unternehmensberater zu Rate zu ziehen.
Möglichkeiten zur Überbrückung finanzieller Engpässe
Handelt es sich um einen überschaubaren sowie kurzfristigen finanziellen Engpass, beispielsweise aufgrund einer nicht bezahlten Rechnung, kann dieser bestenfalls durch die privaten oder unternehmerischen Rücklagen überbrückt werden. Jeder Selbstständige sollte daher von Beginn an möglichst viel Geld auf die Seite legen, das liquide bleibt, also nicht fest angelegt wird. Ist jedoch kein ausreichender Betrag verfügbar, was häufig in den ersten Jahren der Selbstständigkeit der Fall ist, sind auch Kurzkredite eine beliebte Option. Allerdings sind junge Unternehmen oder Selbstständige in der Gründungsphase für viele Institute nicht kreditwürdig. Sie sollten daher ihre Möglichkeiten prüfen, einen Zuschuss oder speziellen Gründerkredit zu erhalten, beispielsweise von der KfW. Ansprechpartner gibt es in quasi jeder größeren Stadt, so auch in Bremen. Wer hingegen über eine ausreichende Bonität verfügt, kann mit einem Sofortkredit kurzfristige Zahlungsschwierigkeiten effizient überbrücken. Denn durch die Sofortentscheidung des Kreditgebers genießen die Betroffenen maximale Planungssicherheit und können somit ihre finanzielle Situation wieder in die richtigen Bahnen lenken. Gerade, wenn es schnell gehen muss, ist der Sofortkredit somit eine sinnvolle Lösung. Allerdings ist es bei jeder Art von Kredit natürlich wichtig, dass der finanzielle Engpass nur vorübergehend besteht, damit das Fremdkapital mit Sicherheit zurückgezahlt werden kann. Ansonsten droht die Schuldenfalle und damit eine Verschlimmerung der Situation.
Eine drohende Insolvenz erkennen
Sollten die Probleme also längerfristig bestehen, sind Kredite nur bedingt empfehlenswert, denn sie können eine drohende Insolvenz beschleunigen. Wichtig ist daher, dass betroffene Selbstständige ihre Situation richtig einschätzen und somit eine passgenaue Entscheidung treffen, um richtig auf den finanziellen Engpass zu reagieren. Stattdessen ist es dann umso wichtiger, die Kosten zu senken und die Einnahmen zu erhöhen. Der Kredit stellt hingegen die letzte Möglichkeit dar – und muss dann sorgfältig geplant zu dieser Zielerreichung eingesetzt werden. Wer also einen finanziellen Engpass erkennt, sollte auf dringende Warnzeichen einer möglichen Insolvenz achten. Dazu gehören:
- Ein regelmäßig oder dauerhaft nicht gedeckter Finanzbedarf,
- die Kündigung von Kreditlinien,
- operative Verluste, welche die Finanzplanung sprengen,
- ein häufiger oder dauerhafter Einsatz bilanzieller Reserven sowie
- zunehmende Verluste durch den Konkurrenzdruck beim Preis oder der Menge.
Dennoch ist jedes Unternehmen individuell und somit können auch die Ursachen für Zahlungsschwierigkeiten oder eine Insolvenz differieren. Umso wichtiger ist es, die eigene Buchhaltung sorgfältig zu führen und kritisch zu prüfen, sodass eventuelle Alarmsignale nicht übersehen werden.
Prävention ist besser als Reaktion
Viele Selbstständige machen also schlichtweg den Fehler einer falschen Kalkulation. Somit ist der finanzielle Engpass oft (auch) selbstverschuldet, beispielsweise durch zu hohe Ausgaben oder zu lange Zahlungsfristen für die Kunden. Sinnvolle Maßnahmen, um kurzfristige Zahlungsschwierigkeiten zu überwinden, sind daher zum Beispiel auch
- Skontomodelle,
- Zahlungsfristverkürzungen oder
- Lieferantenkredite
Auch der Dispokredit kann manchmal eine schnelle Lösung sein, beispielsweise bis zur Auszahlung eines Ratenkredits. Vor allem aber ist es sinnvoll, gewisse Maßnahmen präventiv einzusetzen, damit ein finanzieller Engpass gar nicht erst entsteht. Um sie also überhaupt nicht ergreifen zu müssen, ist es essentiell, dass Selbstständige ihre Finanzen stets im Blick behalten. So merken sie frühzeitig, wenn sich ein Engpass angekündigt – und können schneller sowie besser reagieren. Zudem verringern sie dadurch das Risiko einer Insolvenzverschleppung.
Die Finanzen von Beginn an richtig aufstellen
Rücklagen bilden, vorausschauend planen, realistisch kalkulieren, diese Grundregeln gelten schlussendlich für jeden Selbstständigen. Egal, ob Solo-Selbstständiger oder Inhaber eines Großunternehmens: Solide Finanzen sind das A und O in jeder Firma und eine Grundvoraussetzung, um überhaupt langfristig am Markt bestehen zu können. Schon bei der Gründung spielen die Zahlen eine wichtige Rolle, wenn es beispielsweise um Förderungen geht, und wer hier noch nicht das notwendige Knowhow mitbringt, sollte sich dieses schnellstmöglich aneigenen. Auch die Einstellung eines erfahrenen Mitarbeiters für die Buchhaltung ist in vielen Fällen sinnvoll, spätestens sobald das Unternehmen zu wachsen beginnt. Mit ausreichenden Rücklagen und einer schnellen Reaktion auf Veränderungen, lassen sich dann viele Herausforderungen problemlos meistern, häufig sogar ohne finanzielle Engpässe oder Kredite.
Fazit
Jede Selbstständigkeit bedeutet also ein gewisses finanzielles Risiko. Ein Grundwissen im Bereich der Buchhaltung ist somit für jeden Gründer wichtig, denn so lassen sich finanzielle Engpässe meist präventiv verhindern. Sollte es doch zu einer wirtschaftlichen Krise kommen, sei sie aus inneren Faktoren resultierend oder aus äußeren Faktoren wie einer Rezession, so kann die Insolvenz bei einer frühzeitigen sowie richtigen Reaktion in den meisten Fällen zumindest abgefangen werden. In besonderen Situationen greift sogar der Staat den Selbstständigen unter die Arme. Zahlungsschwierigkeiten sind somit ein Thema, mit dem sich jeder Selbstständige auseinandersetzen sollte. Je früher, desto besser, lautet dabei die Devise. Dann stehen die Chancen gut, selbst schwierige Phasen zu überstehen und sich langfristig am Markt zu etablieren. Zu großen Teilen haben Selbstständige ihren finanziellen Erfolg oder Misserfolg also selbst in der Hand – Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel.