Das rote Licht am „Besetzt“-Schalter leuchtet dauerhaft, alle Informationsplakate sind abgeklebt, der Eingangsbereich ist ramponiert.
Wer auf der Suche nach einem stillen Örtchen am Toilettenhäuschen vor dem Szenetreff am Gustav-Deetjen-Tunnel beim Hauptbahnhof vorbeikommt, macht schnell wieder kehrt, denn die Anlage wurde dichtgemacht. Zudem stinkt es, einige Besucher haben sogar Fäkalien im Bereich des Szenetreffs hinterlassen.
Drogenkonsum und Vandalismus
Dass die Anlage außer Betrieb ist, bestätigt die Innere Mission auf Nachfrage. Der Grund: Die Anlage ist zu einem Sammelort von Drogenkonsumenten und -Händlern geworden. Das bestätigt auch die Bremer Stadtreinigung (DBS).
„Das Problem geriet außer Kontrolle und wir waren gezwungen, die Anlage bis auf Weiteres zu schließen“, sagt DBS-Sprecherin Lena Endelmann. Zudem kam es immer wieder zu Vandalismus. Nach Angaben von Endelmann habe die Anlage aber derzeit wieder geöffnet – montags bis freitags von 10.15 bis 13.45 Uhr. Die Innere Mission widerspricht.
Passanten nutzten das Häuschen von Anfang an kaum
Ursprünglich war die im November vergangenen Jahres für teure 170.000 Euro errichtete Anlage für die Öffentlichkeit gedacht – schon früh stellte sich jedoch heraus, dass nur das Klientel des Szenetreffs das Häuschen nutzte.
Das bestätigt Axel Brase-Wentzell von der Inneren Mission. „Die Anlage wurde nur noch von der Szene genutzt. Jetzt, wo der Szenetreff coronabedingt schließen musste, lohnte sich der Betrieb nicht mehr.“ Zunächst waren die Öffnungszeiten der Toilette eingeschränkt worden. Wann der Szenetreff wieder öffnen wird, ist laut Brase-Wentzell noch unklar.
Drei weitere Toiletten in der Innenstadt
Neben der nun geschlossenen Anlage am Hauptbahnhof gibt es noch drei weitere öffentliche Toiletten im Bereich in der und um die Innenstadt: An der Schlachte (geöffnet von 7 bis 24 Uhr), in der Markthalle Acht (geöffnet zu den Öffnungszeiten der Halle) und in der Katharinenstraße (7 bis 24 Uhr).
Dazu kommt das Konzept „Nette Toilette“, bei dem Gastronomen ihre WCs für Passanten zur Verfügung stellen.
Zwei neue „temporäre Toiletten“ geplant
Im kürzlich beschlossenen Aktionsplan für die City stellt der Senat nun weitere öffentliche Toiletten in Aussicht. Demnach sind „zwei weitere temporäre Anlagen“ geplant, die eine kurzfristige Versorgung sichern sollen. Bis Ende 2021 werden dafür 325.000 Euro an Projektkosten bereitgestellt.
„Im Moment reichen die vorhandenen Kapazitäten nicht aus, weil sich coronabedingt sehr viel draußen abspielt“, sagt Umweltressort-Sprecher Jens Tittmann.