Der CDU-Politiker Heiko Strohmann sitzt seit 1999 in der Bürgerschaft, er ist Fraktionssprecher für Mobilität, Stadtentwicklung und Aussiedler. In Bremen lebt der gebürtige Rostocker und gelernte Schiffsbetriebsschlosser seit 1989.Foto: Schlie
Interview

„Ein Relikt aus den 90er Jahren“

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Was CDU-Stadtentwicklungsexperte Heiko Strohmann für den Domshof plant.

Weser Report: Herr Strohmann, in die Innenstadt soll mehr Leben und mehr Grün kommen, fordert die CDU. Der Senat hat ein Aktionsprogramm beschlossen, um die City attraktiver zu machen. Was muss kurzfristig passieren?

Heiko Strohmann: Der Domshof muss so gestaltet werden, dass mehr Besucher kommen und sie sich länger dort aufhalten. Er soll nicht nur Leute anziehen, die dort Obst und Gemüse kaufen, sondern auch Touristen, die sich dort hinsetzen, etwa um etwas zu essen oder zu trinken. Deshalb sollten wir mobile Bauten auf dem Domshof aufstellen, quasi ein Dorf aufbauen. Pavillons, in die sich auch Jungunternehmen einmieten können. Jetzt haben sie das Problem, dass sie sich erst ein Fahrzeug, einen Foodtruck bestellen müssten. Der kostet schon 160.000, 170.000 Euro. Die Summen schrecken viele potenzielle Startups ab. In den Pavillons könnten sie starten, ohne in ein großes finanzielles Risiko gehen zu müssen.

Wer soll die Bauten aufstellen?

Das könnte die Stadt tun, es wäre das Sinnvollste. Der Großmarkt hat ja schon in den 1990er Jahren Hütten gekauft und vermietet für Veranstaltungen wie den Bremer Sommer. Die Pavillons müssten natürlich mobil sein, damit man sie bei möglichen Großveranstaltungen schnell abbauen und danach wieder aufstellen kann, zum Beispiel wenn Werder die Deutsche Meisterschaft gewinnt oder die Champions League. Man muss langfristig denken.

Gibt es ein Vorbild?

Der Domshof könnte ähnlich wie der Viktualienmarkt aufgebaut sein.

Der bietet nicht nur mehr Stände, sondern auch Produkte, die man nicht überall bekommt.

Das ist das Problem. Auf dem Domshof fehlt der Anreiz. Im Moment wirkt er wie ein Relikt aus den 1990er Jahren. Man kann Obst und Gemüse kaufen, Fisch und Fleisch, die Beschäftigten aus den City-Büros essen Knipp oder Gulaschsuppe. Das Angebot ist nett, reicht aber nicht aus, um Besucher von auswärts in die Stadt zu holen. Und um 14 Uhr sind alle Stände weg. Unsere Idee ist, dass der Markt bis zum Abend geöffnet ist. Und dann sollte man da auch Veranstaltungen organisieren. Dann setzen sich die Leute ins Pavillondorf, trinken ein Gläschen Wein und haben einen netten Abend.

Gastronomie scheint inzwischen das Wundermittel zu sein, um die City zu beleben. Gibt es dann nicht bald ein Überangebot?

Das Angebot an Essen und Trinken auf dem Domshof ist von der Menge her schon relativ ausreichend, aber es könnte punktuell verbessert werden und wir müssen neue Perspektiven schaffen. Aber es ist auch klar, dass wir die Innenstadt nicht mit Gastronomie und Blumenkübeln retten können.

Zieht der Domshof dann nicht Kunden von den Wochenmärkten in den Stadtteilen ab?

Nein, das glaube ich nicht. Die Wochenmärkte in den Stadtteilen sind Nahversorger. Dorthin gehen die Leute hauptsächlich, um einzukaufen. Der Wochenmarkt in der City muss eine andere Aufgabe haben, er muss auf eine neue Ebene gebracht werden. Er muss eher ein Freizeit-Wochenmarkt sein und mehr bieten als den Einkauf von Obst und Gemüse.

Sie schlagen sogar vor, auf dem Domshof einen Spielplatz anzulegen?

Der Platz ist groß genug. Wir wollen ja auch keinen überdimensionierten Wochenmarkt, sondern einen attraktiveren. Deshalb muss man auch sehen, wie er mit der Markthalle Acht und mit Manufactum korrespondiert. Die sind jetzt abgeschnitten. Wenn wir den Platz neu bespielen, überwinden wir zumindest die Lethargie dort. Warum starten wir nicht mal Versuche, deren finanzieller Aufwand überschaubar ist?

Eine Neuordnung des Domshofs kann ja nur ein Teil des Wandels in der City sein.

Wir werden damit nicht die Innenstadt retten können. Das geht nur über bauliche Maßnahmen. Aber es ist eine Chance, den Leuten einen Grund zu geben, wieder in die Innenstadt zu fahren. Die Grundvoraussetzung für eine höhere Attraktivität sind allerdings bessere Laufwege. Ich könnte mir vorstellen, dass wir das Parkhaus Mitte schon vor dem Abriss schließen. Dann hätten wir in der Innenstadt immer noch das gleiche Verhältnis von Parkfläche zu Verkaufsfläche wie Hannover. Bis auf die vier Samstage vor Weihnachten sind die Parkkapazitäten nie ausgelastet. Und an diesen Tagen könnte man einen Shuttle-Service einrichten.

Was wäre denn damit gewonnen?

Dann könnten wir auch die Knochenhauerstraße entwickeln und einen Rundlauf mit der Obernstraße erreichen. Die Leute kommen nicht nur zum Einkaufen in die Innenstadt, sie wollen flanieren, unterhalten werden, was essen gehen. Es kommt auf das Gesamtpaket an. Das entscheidet, wie viele Menschen in die Innenstadt kommen, hier verweilen und konsumieren.

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