Der Kinderschutzbund Delmenhorst feiert in diesem Jahr bereits seinen 40. Geburtstag. Eigentlich ein Grund zum Feiern. Doch den haben die Vereinsmitglieder derzeit nicht, denn den Ortsverband plagen große Zukunftssorgen. Der gesamte amtierende achtköpfige Vorstand wird bei den turnusmäßigen Wahlen am 26. Oktober aus beruflichen und privaten Gründen nicht wieder antreten. Sollten sich keine Nachfolger finden, droht dem Kinderschutzbund Delmenhorst das Aus.
Aus wäre eine Katastrophe
„Das wäre eine Katastrophe, nach all dem Herzblut, das wir hier hineingesteckt haben“, sagt Jörg Bernhardt, der seit 2014 das Amt des Vorsitzenden ausübt. Und das, wie seine Vorstands-Mitstreiter, komplett ehrenamtlich. Finanziell gehe es dem Verein nach wie vor gut, doch es mangele an Nachwuchs. Aus den 102 Mitgliedern ließ sich niemand für die Vorstandsarbeit gewinnen. Der Vorstand besteht derzeit aus einem Vorsitzenden, zwei Stellvertretern, einem Schatzmeister, einer Schriftführerin und drei Beisitzern. Bernhardt selbst würde dem Kinderschutzbund zwar gern erhalten bleiben, aber nicht mehr an vorderster Front.
Als Bernhardt die Führung vor sechs Jahren übernahm, tat er dies lediglich mit einer weiteren Kollegin und einem Beisitzer. Seither hat sich viel getan. Der Kinderschutzbund bewegte sich mehr in kinderpolitisches Terrain, als 2015 gravierende Zahlen zur Kinderarmut veröffentlicht wurden. Ein Steckenpferd von Jörg Bernhardt, dem er sich auch weiterhin gern widmen möchte. Zudem war der Delmenhorster Kinderschutzbund der erste hiesige Verein, der auch das Thema emotionale Kinderarmut aufgriff.
Großer Einsatz für die Kleinen
Die Mitglieder setzen sich für den Schutz, die Rechte und die Verbesserung der Lebensbedingungen der Heranwachsenden und ihrer Familien ein. Zu den Angeboten zählen Elternkurse, Kindererlebnistage mit Ausflügen etwa ins Weserstadion oder ins Klimahaus Bremerhaven, eine Hausaufgabenbetreuung durch Ehrenamtliche, gesundes Kochen und die Inobhutnahme, bei der Kinder maximal drei Tage in einer Familie untergebracht werden, bis das Jugendamt weitere Schritte geklärt hat. Auch der Kinderhilfsfonds hat sich als beliebtes Angebot etabliert. Hier werden Kinder mit maximal 50 Euro gefördert, sodass sie gegenüber finanziell besser gestellten Familien nicht benachteiligt sind. „Das wird sehr gut angenommen und mittlerweile auch von der Stadt bezuschusst“, berichtet Bernhardt.
Als Vertreterin des Landesverbandes vom Deutschen Kinderschutzbund, dem der Delmenhorster Ortsverband angehört, spricht Barbara Kreienberg den Aktiven für die lange Vorstandarbeit ihren Dank aus und verspricht Unterstützung. Bei der Suche nach neuen Vorstandsmitgliedern sei Delmenhorst kein Einzelfall, die Problematik ziehe sich durch das gesamte Ehrenamt. 59 Orts- und Kreisverbände gibt es in Niedersachsen, manche standen bereits kurz vor dem Aus. So musste der Kreisverband Diepholz aufgelöst werden, nachdem der komplette Vorstand zurückgetreten war und sich keine Nachfolger fanden.
Infoveranstaltung am 5. Oktober
Kreienberg ist optimistisch, dass die Delmenhorster dieses Schicksal nicht ereilen wird. „Es ist ein sehr wichtiger und bekannter Standort, in den viel Kreativität geflossen ist.“ Vorstellbar ist zudem, dass anstelle der alten Vorstandsstruktur ein Teamvorstand rückt. Dabei werden keine festen Posten besetzt, sondern die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt. Wer den Vorstand übernimmt, hat zudem viele Möglichkeiten, den Verein weiterzuentwickeln, und wird umfassend eingearbeitet. Am 5. Oktober gibt es für alle Interessierten eine Infoveranstaltung.
Wer sich für die Arbeit im Vorstand und den Verein interessiert, kann sich telefonisch unter der 04221/1 36 36 beziehungsweise 01573/2 36 44 93 oder per E-Mail an dksb_delmenhorst@web.de an den Kinderschutzbund Delmenhorst wenden.