Ein weiterer Schandfleck verschwindet: Am Dienstag, 15. September, haben die Abrissarbeiten der beiden Gebäude Am Wollepark 13 und 14 begonnen, bis Ende November sollen die maroden Blocks dem Erdboden gleichgemacht sein. Mit dem dritten umfangreichen Abriss in dem Sanierungsgebiet geht die Stadt Delmenhorst einen weiteren großen Schritt in Richtung Gestaltung eines neuen Quartiers.
Oberbürgermeister Axel Jahnz ließ sich gar zu einem kleinen Applaus hinreißen, als der Bagger die ersten Balkone aus der Fassade riss und gen Boden beförderte. „Wir sind froh und dankbar, dass wir jetzt diese nächste Etappe starten können“, erklärte Jahnz sichtlich erleichtert. Die Stadt hatte die Gebäude mit 51 Wohnungen Anfang 2019 erworben, vorangegangen war ein jahrelanger Rechtsstreit um das Vorkaufsrecht.
Wohnblocks nicht sanierbar
Aber, und so machte der Oberbürgermeister klar, der aktuelle Abbruch sei eben nur eine Etappe. Denn hinter den Wohnblocks 13 und 14 liegen noch die Blocks 11 und 12. „Diese wollen wir ebenfalls haben und abreißen“, so Jahnz, der auch nochmal betonte, dass die Gebäude nicht sanierbar seien. Damit konterte er gegen das Bürgerforum/Neue Wege, das sich jüngst für eine Sanierung anstatt eines Abbruchs ausgesprochen hatte. „Das Bürgerforum sollte endlich in der Gegenwart ankommen“, forderte der Oberbürgermeister. Sein Dank für den weiteren Meilenstein in der Odyssee Wollepark galt allen Beteiligten, auch den Vertretern aus der Politik. „Es hat sechs Jahre gedauert, aber wir sind hartnäckig geblieben.“
„Städtebaulicher Gewinn“
Das Grundstück unmittelbar nördlich der Nordwollestraße wird auf der einen Seite von der Straße Am Wollepark und auf der anderen Seite von der Delme begrenzt. Der Abriss soll unter anderem die Möglichkeit schaffen, den Zugang zum historischen Landschaftspark und zum Nordwollegelände neu zu gestalten. Auch eine neue Kita auf der Fläche zwischen Schwaben- und Westfalenstraße ist bereits im Gespräch. Axel Jahnz bezeichnete die Neugestaltung des Wolleparks als einen „städtebaulichen Gewinn“, der auch eine gute Verbindung zur Innenstadt ermögliche. Die Erleichterung sei groß, nun wolle man etwas Neues schaffen. „Wir sind dankbar für alle Vorschläge“, so Jahnz. Der „Schandfleck“ werde irgendwann komplett verschwinden und ein „neues, gutes Quartier“ entstehen. „Ich bin sehr optimistisch, auch wenn ich es in meiner Amtszeit nicht mehr erleben werde.“
Entrümpeln und Schadstoffe entsorgen
Nach mehreren Einsätzen in Delmenhorst, etwa an der Westfalenstraße 8, Am Wollepark 1-5 und bei Pultern, ist die Firma Bodo Freimuth aus der Nähe von Cuxhaven nun erneut mit schwerem Gerät angerückt. „Wir freuen uns, wieder hier zu sein, und dass wir unseren Teil zur Schönheit von Delmenhorst beitragen können“, erklärte Bauleiter Lüder Steinberg.
Der Abriss des Plattenbaus 13 und 14 soll nicht viel Zeit in Anspruch nehmen, zudem sind die Gebäude nicht so hoch wie die anderen Wohnblocks. Bevor es jedoch losgehen konnte, bedurfte es einiger Vorarbeiten. Unter anderem mussten Schadstoffe wie Asbest entsorgt und die Gebäude entrümpelt werden. Allein die Asbest-Arbeiten hatten mehrere Wochen gedauert. Nun geht es an den Abriss der entkernten Hülle.
Während der Wohnblock 13 bereits seit 2007 leer stand, waren die verbliebenen Bewohner der Nummer 14 nach dem Kauf durch die Stadt bis November 2019 gemäß einem Sozialplan ausgezogen. Der reine Abbruch kostet laut Stadt rund 700.000 Euro, hinzu kommen 150.000 Euro für Planung und Vorbereitung. Für zwei Drittel der Kosten erhält die Stadt Delmenhorst einen Zuschuss aus dem Programm „Sozialer Zusammenhalt“ der Städtebauförderung.
Mit dem Abriss der Gebäude 13 und 14 öffnet sich nun das dritte große Kapitel in der Geschichte Wollepark-Abbruch. 2017 fielen die Blocks 1-5, im vergangenen Jahr traf es den verwahrlosten Betonklotz an der Westfalenstraße 8.