Es war keine leichte Aufgabe, die Clemens Fritz da im Dienst des SV Werder zu erfüllen hatte. Der Leiter Profifußball und Scouting war bereits am Montag als Gesprächspartner für die Medien beim Training am Dienstag angekündigt worden. Es sollte vor allem um die personelle Situation gehen, wer hat das Schalke-Spiel wie überstanden? Doch es gab eigentlich nur eine Frage: Lässt Werder Davy Klaassen zu Ajax Amsterdam ziehen? Fritz probierte alles, um so wenig wie möglich dazu zu sagen – und dann rutschte ihm doch etwas raus, das erahnen lässt: Werder diskutiert längst darüber, ob ein Transfer eines Führungsspielers zu diesem späten Zeitpunkt noch zu verantworten ist.
„Kommentieren nicht jedes Gerücht“
„Wir haben auch davon gelesen“, meinte Fritz zur Meldung in der niederländischen Zeitung „De Telegraaf“, Ajax Amsterdam hätte sich für eine Rückholaktion Davy Klaassens entschieden und auch schon ein entsprechendes Interesse bei Werder hinterlegt. Letzteres wollte Fritz weder bestätigen noch dementieren und verwies auf eine Aussage von seinem Chef: „Der aktuelle Stand ist bei uns der gleiche, wie es Frank Baumann schon vor einigen Wochen gesagt hat: „Wir als Verein wollen jetzt auch nicht jedes Gerücht kommentieren.“
Niemand unverkäuflich
Doch damit gaben sich die Medienvertreter natürlich nicht zufrieden und löcherten den Ex-Profi am Rande des Vormittagtrainings. Der antwortete höflich, versuchte aber auch, so unverbindlich wie möglich zu klingen. „Es ist kein Geheimnis, dass Davy Klaassen ein sehr wichtiger Spieler für uns ist. Er hat eine sehr hohe Qualität, ist ein absoluter Führungsspieler bei uns. Sicherlich würden wir ihn gerne behalten, aber klar ist auch, niemand ist unverkäuflich. Wir sind nun mal in einer Situation – gerade auch durch Corona – in der wir es uns nicht leisten können, zu sagen, wir beschäftigen uns mit nichts.“
Wechselwunsch ist da
Und genau das ist bei Klaassen auch der Fall, wie Fritz wenig später, ohne Kamera gegenüber den schreibenden Journalisten indirekt bestätigte. „Natürlich wissen wir um die Bedeutung von Davy, aber auf der anderen Seite steht natürlich auch, dass wir wirtschaften müssen, da müssen wir mal schauen“, meinte Fritz und antwortete auf die Frage, ob Klaassen einen Wechselwunsch geäußert habe: „Wir sind mit Davy im Austausch, Frank (Baumann/Sportchef, Anm. d. Red.), Florian (Kohfeldt/Trainer, Anm. d. Red.) und ich.“
Klaassen statt Rashica
Hinter den Kulissen wird dagegen gesprochen. Werder Bremen hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass in diesem Sommer Transfereinnahmen generiert werden müssen. Bislang sollte das durch einen Verkauf von Milot Rashica erreicht werden, aber für den findet sich einfach kein Abnehmer. Nun könnte Davy Klaassen das dringend benötigte Geld in die Kasse spülen. Die „Bild“ berichtet, dass Ajax eine Ablöse von zwölf Millionen Euro bieten will – und sich der Spieler eine Rückkehr vorstellen kann.
Wechsel spart viel Gehalt, reißt aber große Lücke
Werder würde zudem das Gehalt eines Topverdieners einsparen, 3,5 Millionen Euro pro Saison. Aber Klaassens Verlust würde auch eine große Lücke ins Bremer Mittelfeld reißen. Doch zumindest da machte Fritz als Leiter der Scouting-Abteilung auch Mut: „Gerade, wenn man sagt, dass keiner unverkäuflich ist, muss man besondres gut vorbereitet sein. Das sind wir, aber es muss natürlich sportlich und finanziell passen.“ (kni)