Das Prinzip von Aquaponik ist eigentlich simpel: Die Ausscheidungen von Fischen im Wasser werden von Bakterien in Nährstoffe umgesetzt. Das Wasser wird dann zu Pflanzen geleitet, die die Nährstoffe aufnehmen. „Es ist vergleichbar mit Gülle auf dem Feld“, sagt Biologin Anna Brünner. Zusammen mit drei anderen Bremern arbeitet sie im Startup Watertuun. Ihr Ziel ist es, die erste Aquaponik-Anlage in Bremen zu bauen.
Mit der Kombination aus Fischzucht (Aquakultur) und Pflanzenzucht (Hydroponik) kämen viele Vorteile zusammen. „Es ist eine Möglichkeit, die Landwirtschaft zu entlasten“, sagt Denis Kapieske, der als Umwelttechniker am Projekt arbeitet. Man könne nicht nur Essen in der Stadt produzieren, sondern auch sehr kurze Transportwege und Frische der Lebensmittel garantieren. Brünner betont, der Einsatz und Abbau von Kunstdünger belaste die Natur. Nährstoffreicher Boden werde bei Aquaponik nicht benötigt. Daher könnten auch Dächer oder Brachflächen genutzt werden. „Außerdem ist Aquaponik eine wassersparende Methode“, sagt Brünner.
Crowdfunding hilft beim Start
„Zuerst war es nur Rumspinnerei, doch dann haben wir 2018 an einer Crowdfunding-Aktion teilgenommen und es wurde ernst“, sagt Kapieske. Dort kamen knapp 25.000 Euro zusammen, von denen das Projekt bis heute zehrt. „Wir haben anderthalb Jahre gebraucht, um einen geeigneten Standort für die Aquaponik-Farm zu finden“, sagt Brünner.
Im Januar 2020 hat Watertuun endlich den Mietvertrag für ein Gelände in der Überseestadt unterschrieben. Seitdem renovieren sie und planen den Aufbau der Anlage. Im Februar haben sie ein 130 Quadratmeter großes Gewächshaus in Fulda abgebaut. „Wir warten noch auf die Genehmigung, es in Bremen aufbauen zu dürfen“, sagt Brünner.
Momentan hält Watertuun 180 Zander in zwei Tanks. „Die Technologie steckt noch in den Kinderschuhen und die Praxiserfahrung fehlt einfach“, sagt Kapieske.
In den nächsten Monaten sollen Universitäten und Hochschulen für das Projekt gewonnen werden. Sie sollen die Forschung unterstützen. „Mit den Ergebnissen wollen wir ein Konzept erarbeiten und damit an Investoren herantreten“, sagt Kapieske.
Noch kein Geld verdient
Leben können die Watertuun-Mitarbeiter vom Projekt noch lange nicht. „Idealerweise werden wir irgendwann damit Geld verdienen, aber momentan können wir zwar die Farm tragen, aber nicht die Arbeit finanzieren.“ Umweltbildung soll in Form von Vorträgen und Schulbesuchen Geld in die Kasse spülen. „Und wenn erst mal das Gewächshaus steht, können wir auch schon Lebensmittel verkaufen“, sagt Brünner.