Beim Verteidigen gegen groß gewachsene bullige Gegner - wie hier Wolfsburgs John Anthony Brooks -haben die Bremer Verteidiger Probleme. Foto: Nordphoto Als Wolfsburgs John Anthony Brooks zuletzt bei Werders 3:5-Niederlage per Kopf zum 2:1 für die „Wölfe“ traf, konnten Ludwig Augustinsson (Mitte) und Ömer Toprak (2. von links) nicht eingreifen. Die Defensive muss gegen Stuttgart wieder besser funktionieren. Foto: Nordphoto
Viele Parallelen

„Ja, wir sind wachsam“

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Nach ähnlichem Start wie 2019 - mit 2 Siegen und 5 Unentschieden am Stück - ist nun eine Reaktion gefragt.

Die Schablone passt nicht ganz, aber fast. Es ist nur eine Abweichung um einen Spieltag, die den Vergleich zwischen dem bisherigen Verlauf der aktuellen Saison des SV Werder Bremen und dem der vorherigen Spielzeit etwas schief erscheinen lässt. Jedoch nicht so schief, als dass an den Haaren herbeigezogen wäre, was sich an Parallelen auftut. Punktzahl, Unentschieden-Serie – einiges ist heute und damals gleich. Aber ist es die Zukunft auch?
Hoffentlich nicht, werden alle denken, die es mit Werder halten. Denn der Weg, den die Mannschaft in der vergangenen Saison nahm, ist bekannt. Er führte schnurstracks in den Abstiegskampf und letztlich in die Relegationsspiele. Dass es so kommen würde, konnte nach dem zehnten Spieltag aber noch niemand ahnen. Werder belegte zu dem Zeitpunkt mit elf Punkten Platz 12 in der Liga. Zwei Siege und fünf Unentschieden am Stück hatten das Team dort hingeführt.

Vorweihnachtszeit weckt schlimme Erinnerungen

Alles machte einen ganz ordentlichen, ausbaufähigen Eindruck. Und siehe: Werder hat aktuell wieder elf Punkte, hat wieder zweimal gewonnen und fünfmal unentschieden gespielt – jedoch nur neun Partien absolviert. Kleiner Unterschied also zu 2019. Aber was macht Florian Kohfeldt mit seiner Mannschaft diesmal aus der Ausgangslage? Mehr als in der Vorsaison?
Dafür müsste jetzt Schluss sein mit den Parallelen und Werder auf das Ende der Unentschieden-Serie anders reagieren als im Herbst 2019. Ein 1:3 gegen Borussia Mönchengladbach war die erste Niederlage nach zuvor fünf Remis – auf diese Pleite folgten in den sechs Spielen bis Weihnachten weitere fünf Niederlagen. Am Freitag hatte Werder Bremen nach zuvor fünf Punkteteilungen ein 3:5 in Wolfsburg kassiert.

Fritz beschwört Stabilität

Dass sich daran wieder ein Absturz anschließt, hält Sportchef Frank Baumann jedoch für so gut wie ausgeschlossen. „Wir haben schon nach der Auftaktniederlage gegen Hertha BSC (1:4, d. Red.) eine gute Reaktion gezeigt. So eine brauchen wir jetzt wieder“, sagt er und zeigt sich von den Erfahrungen aus dem Vorjahr und der Gefahr der Gegenwart unbeeindruckt: „Ja, wir sind wachsam, aber wir lassen uns jetzt nicht verrückt machen.“
Clemens Fritz, als Leiter-Profifußball so etwas wie Baumanns Stellvertreter, wischt die Vergleiche zwischen Vergangenheit und Gegenwart gleich ganz weg. „Damit sollten wir uns erst gar nicht beschäftigen“, wiegelt er ab und betont statt der Gemeinsamkeiten die Unterschiede der jeweiligen Situationen.
Damals hatte Werder Bremen eine Mannschaft, die unter der Last immer neuer Verletzungen zusammenbrach. Jetzt schaut Fritz auf ein Team, „in dem ein guter Konkurrenzkampf herrscht, das eine hohe Intensität im Training zeigt. Wir haben eine Stabilität und eine gute Entwicklung in der Offensive. Das ist alles sehr positiv.“

Wie steht es um die Psyche?

Dennoch sagt selbst Ehrenspielführer Fritz: „Die Sinne sind bei uns sehr geschärft.“ Schließlich ist die Wirkung, die das 3:5 auf die Mannschaft hat, nicht wirklich abzuschätzen. „Fünf Gegentore – das ist schon grausam“, meint Baumann. Ob es allerdings auch ein Tiefschlag für die Psyche war, wird die Partie gegen den VfB Stuttgart am Sonntag zeigen. Es ist das Spiel, in dem Werder alle Vergleiche mit der Saison 2019/20 in die Tonne treten und alle Parallelen vernichten kann. Mit einem Sieg.
Dann wäre die Punktzahl höher als 2019, der Tabellenplatz besser – und auch die folgenden Aufgaben gegen RB Leipzig, Borussia Dortmund und Mainz 05 würden nicht so bedeutungsschwer vor den Bremern liegen. Sind sie aber auch so nicht, behauptet Fritz und sagt: „Wir glauben an unsere Stärke und verfallen nicht in Schweiß- oder Angstausbrüche.“

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