Chris Koch lässt sich seine Zuversicht nicht rauben. Trotz Corona. Viele andere Hundetrainer in Deutschland haben schon aufgegeben, Hundepensionen mussten schließen.
Der erste Lockdown im vergangenen Frühjahr hatte auch den Bremer Hundetrainer Koch schwer getroffen. Der 56-Jährige hatte viele Workshops und Seminare vorbereitet, wollte dafür quer durch Deutschland reisen. Doch Corona durchkreuzte seine Pläne.
Hunde brauchen Kontakte
Sogar seine Sozialspaziergänge musste er absagen. 30 Hundebesitzer begleiten ihn sonst dabei, zuletzt Mitte März. Danach waren solche Veranstaltungen aufgrund der Coronabeschränkungen nicht mehr möglich.
„Dabei lebt die Hundeausbildung auch gerade von Begegnungen und zahlreichen Kontakten der Hunde untereinander“, sagt Koch, der normalerweise fünf bis sechs Hunde in seinem Haus in Sebaldsbrück hält, zwei oder drei davon als Azubis. Momentan hat Koch gerade mal eine Labrador-Hündin, die er für ihren späteren Einsatz als Blindenhund trainiert.
Die Welpen gucken ab
Yilvie ist erst 20 Wochen alt und verbringt in der Obhut ihres Trainers auch viel Zeit mit zwei Artgenossen: mit Willy, einem zweieinhalb jähriger Rhodesian Ridgeback Magyar Vizsla, den Koch geschenkt bekommen hat, mit Bubu, achteinhalb Jahre alt, und mit einer englischen Bulldogge, die sich derzeit bei Koch in Pension befindet.
„Vor allem für Junghunde und Welpen wie Ylvie funktioniert das Lernen zu großen Teilen über Beobachten und Abgucken“, erklärt der Coach. Hunde unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Rassen eignen sich dafür.
Interpretieren lernen
So könnten die Tiere verschiedene Dialekte der Hundelaute genauso verstehen lernen wie das Interpretieren des Aussehens. „Um deuten zu können, ob ein anderer Hund aggressiv ist oder sich freut“, zum Beispiel, sagt Koch.
Ein Rhodesian Ridgeback wie Willy besitzt auf dem Rücken einen Fellstreifen, der aussieht, als sträubten sich seine Haare. Für andere Hunde ein Zeichen von Aggressivität. Nicht so bei Willy. „Das ist aber eben keine aufgestellte Bürste sondern so gezüchtet.“ Und kein Zeichen von Aggressivität.
„Solche Erfahrungen sind die Grundsteine des Lernens, wichtig für Gelassenheit, Frustrationstoleranz und Impulskontrolle. Ein Blindenführhund muss souverän sein“, sagt Koch, der solche Assistenzhunde ausschließlich und ganz individuell für den späteren Besitzer ausbildet.
T-Shirts für Ylvie
In normalen Zeiten würde Koch in regelmäßigen Abständen gemeinsam mit Ylvie auch die künftige Halter in Bayern besuchen.
Fünf Tage lang würde der Coach mit seinem zum Hundetransporter umgebauten Bus auf einem Campingplatz in der Nähe verbringen.
In täglichen Treffen könnte der Verhältnis von Ylvie und ihrem Frauchen immer weiter vertieft werden. Wegen Corona ist dies nicht möglich. Stattdessen behilft sich Koch mit getragenen T-Shirts, die ihm seine Kundin regelmäßig zuschickt.
„Hunde lieben ihren Menschen“, sagt er und ist sich sicher, dass Corona die frische Liebe zwischen Ylvie und der späterer Besitzerin nicht mehr aufhalten kann, auch wenn jetzt Ylvies voraussichtlich zweieinhalbjährige Ausbildung zum Blindenführhund wegen Corona anders läuft als gewohnt.
Noch stehen sie am Anfang des Lernens. Später wird Koch mit dunkler Brille einen Sehbehinderten mimen.