Die Parallelen waren unverkennbar. Nur eines fehlte: der Applaus der Fans. Der höhnische Applaus, um genau zu sein. Den hatte Yuya Osako am ersten Spieltag abbekommen, als im Spiel des SV Werder Bremen gegen Hertha BSC nach der Pause seine Auswechslung verkündet worden war. Ein paar tausend Zuschauer saßen im Weserstadion und zeigten deutlich, dass sie diese Maßnahme für überfällig hielten.
Und es ist leicht vorstellbar, wie die Reaktion am Samstag ausgefallen wäre, wenn Fans ins Stadion gedurft hätten. Wieder war es ein Spiel gegen einen Hauptstadt-Club – diesmal Union Berlin – wieder hatte Yuya Osako eine Leistung abgeliefert, die eine Fortsetzung in der zweiten Halbzeit nicht verdient hatte. Trainer Florian Kohfeldt nahm den Japaner vom Feld – und es ist mittlerweile der Zeitpunkt gekommen, die alles entscheidende Frage zu stellen. Sie lautet: War‘s das jetzt für Osako bei Werder? Eine klare Antwort darauf gibt es nicht vom Verein. Es gibt aber Zeichen, die trotz eines bis 2022 laufenden Vertrags in diese Richtung deuten.
Kein echtes Dagegenhalten
Siehe das Spiel des SV Werder Bremen gegen Union Berlin: Als Kohfeldt im wirkungslosen Mittelfeld etwas verändern musste, traf es nicht etwa den ebenfalls glücklosen Romano Schmid (20), sondern neben Leonardo Bittencourt (27) auch Osako (30). Das Talent durfte bleiben, der Top-Star aus Asien nicht. Es war ein deutliches Zeichen, dass die Geduld des Trainers nun am Ende ist. Kohfeldts einstiger Lieblingsspieler hatte im zentralen Mittelfeld kaum Aktionen mit oder gegen den Ball gehabt, in 45 Minuten in der Schaltzentrale des Spiels kamen für ihn nur mickrige 16 Ballkontakte zusammen. Und ein echtes Dagegenhalten konnte Osako – mit 1,82 Metern noch der körperlich stärkste im offensiven Bremer Mini-Mittelfeld – auch nicht attestiert werden.
Das Leistungsprinzip greift
Wie so oft – werden die denken, die den Japaner schon lange auf dem Kieker haben. In den Sozialen Medien bekommt Osako regelmäßig die volle Breitseite von den Fans. Und nun möglicherweise auch von Werder selbst. Sportchef Frank Baumann deutet an, dass Osako seinen Status als Stammkraft einbüßen könnte. Durch die Rückkehr von Niclas Füllkrug und Davie Selke sei der Konkurrenzkampf in der Offensive wieder größer geworden. Und Milot Rashica steht gewissermaßen auch schon in den Startlöchern. „Es ist das Leistungsprinzip, das da greift. Da haben wir wieder mehr Möglichkeiten. Wir werden schauen, wer sich in Form bringt und für die jeweiligen Spiele die beste Option ist“, erklärt Baumann.
Wechselwunsch könnte auch bei Osako reifen
Möglicherweise geht es für Osako sogar Richtung Verkauf. Bereits vor wenigen Tagen war von Interesse aus Japan an Osako berichtet worden. Baumann sagt zwar, dass er „bislang weder von Spielerseite oder Beratern, noch von Clubs“ etwas gehört habe – dass Werder aber bereit ist, Spieler abzugeben, um Geld zu sparen und einzunehmen, ist bekannt. Sollte zudem Osako in den verbleibenden Wochen der Transferfrist (bis Ende Januar) erkennen, dass er nicht mehr erste Wahl bei Werder ist, könnte auch in ihm der Wechselwunsch reifen.
Rückblick auf starke Auftritte machen Mut
Immerhin steht für ihn die Teilnahme am Olympischen Turnier im Sommer in Tokio auf dem Spiel. Nur mit regelmäßigen Einsätzen im Club kann sich der in Japan sehr verehrte Profi auch tatsächlich für einen der drei für ältere Spieler reservierten Plätze im Team des Gastgebers empfehlen.
Noch sagt Baumann allerdings nicht, dass Osako ein Transferkandidat ist. Das offizielle Ziel ist es, ihn „wieder in die Spur“ zu bekommen: „Yuya hat letztes Jahr auch Spiele gehabt, in denen er nicht dabei war. Dann hat er in der Endphase der vergangenen Saison aber sehr gute Leistungen gezeigt und ist vorangegangen.“ Tatsächlich hatte Yuya Osako vier seiner acht Saisontore in den letzten vier Partien für Werder Bremen geschossen.