Neues Jahr, altes Problem: Seine Heimschwäche hat der SV Werder Bremen auch im ersten Bundesligaspiel 2021 nicht ablegen können, gegen den 1. FC Union Berlin setzte es für die Mannschaft von Trainer Florian Kohfeldt am Samstagnachmittag eine verdiente 0:2 (0:2)-Niederlage. Offensiv lieferten die Bremer dabei eine mehr als harmlose Vorstellung ab – daran änderte auch das Comeback von Stürmer Niclas Füllkrug nichts. In der Tabelle verpasste Werder den erhofften Anschluss ans gesicherte Mittelfeld.
Möhwald muss kurzfristig passen
Im Vergleich zum 3:0-Pokalerfolg bei Hannover 96 hatte Kohfeldt gleich vier Änderungen in seiner Startelf vorgenommen. Niklas Moisander, Milos Veljkovic, Jean-Manuel Mbom und Tahith Chong mussten wieder auf die Bank, Ömer Toprak, Marco Friedl, Leonardo Bittencourt und Yuya Osako kehrten dafür in die Anfangsformation zurück. Auch Kevin Möhwald hätte gegen Union gute Chancen auf einen Startelf-Einsatz gehabt, fiel allerdings kurzfristig mit einem Magen-Darm-Effekt aus. Für seine Kollegen auf dem Platz begann das Jahr 2021 dann ebenfalls äußerst unerfreulich.
Frühzeitige Weichenstellung
Nicht einmal 30 Minuten waren gespielt, da führten die Gäste aus Berlin bereits komfortabel mit 2:0 – und Werder hatte bei beiden Gegentreffern kräftig mitgeholfen. Vor dem Spiel hatten Bremer Fans ein Banner mit der Aufschrift „Danke Union! Für das 3:0 gegen Düsseldorf“ am Weserstadion aufgehängt, und fast wirkte es so, als wollte sich auch die Mannschaft für die Berliner Schützenhilfe im Abstiegskampf aus der Vorsaison bedanken.
In der zwölften Minute genügte ein scharfes Zuspiel in die Tiefe von Unions Innenverteidiger Robin Knoche, um die komplette Bremer Hintermannschaft in arge Nöte zu bringen. Taiwo Awoniyi bediente Sturmpartner Sheraldo Becker, der wiederum trocken mit links zum 1:0 ins lange Eck traf. Vor allem Marco Friedl hatte in dieser Szene nicht gut ausgesehen, weil er den Torschützen aus den Augen verloren hatte. Auch vor dem 0:2 leistete sich der Österreicher wenig später einen folgenschweren Fehler.
Schützenhilfe vor zweitem Gegentreffer
An der eigenen Eckfahne setzte Friedl, bedrängt von Becker, zum Befreiungsschlag an, der direkt vor den Füßen von Robert Andrich landete. Unions Mittelfeldspieler setzte umgehend Awoniyi in Szene, der im Strafraum zwar den Ball nicht richtig traf, Werder-Keeper Jiri Pavlenka aber dennoch überrumpelte (28.). Die Bremer protestierten danach lautstark, weil sie ein Foul von Becker an Friedl gesehen haben wollten, allerdings war es vertretbar, das Spiel weiterlaufen zu lassen.
Hatten die Gastgeber vor dem zweiten Gegentor in Person von Bittencourt (23.) und Maximilian Eggestein (28.) wenigstens noch zwei Abschlüsse verzeichnet, ging danach bis zur Pause nichts mehr. Werders „Leiter Profifußball“ Clemens Fritz blieb in der Halbzeit nicht viel mehr übrig, als festzuhalten: „Union ist uns bisher in allen Belangen überlegen. Alles, was wir uns vorgenommen haben, haben wir bis jetzt nicht umgesetzt.“ Es sollte an diesem Nachmittag nicht viel besser werden.
Frische Kräfte aber keine Verbesserung
Kohfeldt reagierte und brachte zum zweiten Durchgang in Davie Selke (für Osako) und Jean-Manuel Mbom (für Bittencourt) zwei frische Kräfte, um seine Mannschaft aus der Lethargie zu reißen. Am Auftritt änderte das aber nichts: Werder agierte im Spiel nach vorne weiterhin ideenlos und hatte große Schwierigkeiten mit der körperbetonten Spielweise des Gegners. Dass Union die erste Chance nach der Pause verzeichnete, war da fast folgerichtig: Grischa Prömel kam aus 18 Metern frei zu Schuss, zielte aber nicht genau genug (56.). Etwas später bot sich Awoniyi nach feiner Vorarbeit von Becker die dicke Gelegenheit zur Vorentscheidung: Der Stürmer setzte den Ball aus vollem Lauf im Strafraum über das Tor (70.).
Füllkrug-Comeback kein Trost aber Hoffnungsschimmer
Und Werder? Hatte in der Zwischenzeit immerhin mal eine Strafraumszene gehabt, als Selke den Ball nach einer Ecke per Oberschenkel irgendwie in Richtung Union-Torhüter Andreas Luthe beförderte. Gefährlich war das aber nicht. In der 76. Minute gab es dann das Comeback von Angreifer Niclas Füllkrug, der für Romano Schmid ins Spiel und somit erstmals nach seiner Wadenverletzung aus dem Oktober wieder zum Einsatz kam. Für die Wende konnte der 27-Jährige aber auch nicht mehr sorgen. Immerhin ist mit seiner Rückkehr die Hoffnung auf Besserung verbunden, was aus Werder-Sicht am Samstagnachmittag, gegen 17.23 Uhr, aber nur ein äußerst schwacher Trost war.