Sie geben sich als Handwerker aus, als Mitarbeiter von PC-Unternehmen oder klingeln an der Haustür, um falsche Spenden zu sammeln: Trickbetrüger haben in der vergangenen Zeit vermehrt ihr Unwesen getrieben. Zumindest könnte man angesichts der neuesten Meldungen diesen Eindruck gewinnen. So bekam kürzlich ein älterer Mann aus Delmenhorst einen Anruf von einem vermeintlichen Microsoft-Mitarbeiter – eine Masche, die bei der Polizei bereits bestens bekannt ist. Meist behaupte der Anrufer, dass der Computer mit Viren befallen oder gehackt worden sei und ein Programm installiert werden müsse. Das Problem dabei: Mit einem solchen Programm könnten zum Beispiel Bankdaten oder Passwörter erlangt werden. Oftmals werde für die Installation auch eine Gebühr verlangt. Im Falle einer Verweigerung der Installation oder Bezahlung werde oft mit der Sperrung des Computers und Datenverlust gedroht.
Einem falschen Handwerker fiel eine 89-jährige Delmenhorsterin zum Opfer. Der Täter betrat laut Polizei ihr Haus unter dem Vorwand, er wolle Druck aus den Wasserleitungen lassen, weil das Wasser für eine kurze Zeit abgestellt werden müsse. Im Haus klaute er dann Bargeld und eine EC-Karte. Und auch die Volkshochschule Delmenhorst wurde gerade erst in eine Masche von Trickbetrügern hineingezogen. Die Täter gaben einzelne Programmhefte an der Wohnungstür von älteren Menschen ab und baten gleichzeitig um eine Spende für die Volkshochschule.
Trickbetrug tritt phasenweise auf
Dass die Zahl der Trickbetrügereien in letzter Zeit tatsächlich zugenommen hat, kann die Polizei hingegen nicht bestätigen. „Es ist nicht mehr geworden, diese Betrügereien geschehen in der Regel phasenweise. Das liegt am Verhalten der Täter“, weiß Lorena Lemke, Pressesprecherin der Polizeiinspektion Delmenhorst/Oldenburg-Land/Wesermarsch. Die organisierten Täter nehmen sich beispielsweise erst eine Stadt vor, und dann den nächsten Landkreis. So herrscht dann längere Zeit wieder Ruhe. Konkrete Zahlen gebe es nicht, da sich beim Trickbetrug mehrere Delikte wie etwa Erpressung oder Cyber-Kriminalität vermischen. Auch ein Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, in der die Menschen öfters zu Hause sind, sieht Lemke nicht. Denn gerade ältere Mitbürger, die gerne als Ziel von Betrügereien am Telefon oder an der Haustür auserkoren werden, seien auch sonst oft daheim. Jüngere Menschen seien eher gefährdet, wenn es um mögliche Betrügereien im Online-Bereich geht. Bei den Tätern gebe es zwei Gruppen: Diejenigen, die ihre Opfer per Telefon kontaktieren, und die „reisenden Täter“, die von Ort zu Ort ziehen. „Mehr Schaden richten die Callcenter-Täter an, wobei sich auch hier die Bereiche oft verbinden“, erklärt Lemke. Beim Enkeltrick etwa, wenn einer das Opfer anruft, sich als Verwandter oder Freund ausgibt und eine vermeintliche Notlage schildert, und ein anderer sich mit der Person trifft, um Geld zu bekommen.
Betrüger scheitern oft
Nach Angaben der Polizeisprecherin bleibt es glücklicherweise in vielen Fällen beim versuchten Trickbetrug. Die Menschen seien aufgeklärter, zum einen durch die Berichterstattung in den Medien, zum anderen durch die Präventionsarbeit der Polizei. Neue Maschen gebe es immer wieder, gerade durch immer neue Technologien, doch diese sind der Polizei laut Lemke bekannt und würden sich nicht sonderlich verändern.
Wer etwa einen verdächtigen Anruf erhält, aber als Opfer keinen Schaden davongetragen hat, kann den Vorfall auch noch später melden oder über die Online-Wache. Bei konkreten Hinweisen, etwa Autokennzeichen von falschen Handwerkern, genauen Personenbeschreibungen oder einer bekannten Fluchtrichtung, sollte gleich die Polizei verständigt werden.
Unter polizei-beratung.de gibt es viele weitere Informationen rund um das Thema Trickbetrug und Prävention.