Pro: Klaus Prietzel, Vorsitzender BUND Landesverband Bremen
Wenn alle Bremer Haushalte in einem freistehenden Einfamilienhaus wohnen würden, wäre bereits die gesamte Fläche Bremens belegt, und kein Platz mehr für Betriebe, Landwirtschaft oder Grünflächen. In Bremen gibt es kaum ein größeres Neubauvorhaben mehr, bei dem sich die Nachbarn nicht wehren, ausgenommen Industriebrachen wie das Tabakquartier in Woltmershausen. Gerade in Corona-Zeiten erleben die Menschen auch, wie wichtig allgemein zugängliche Grünbereiche in der nahen Umgebung sind. Und wir erleben es als Lebensqualität, wenn wir in einem Stadtquartier mit kurzen Wegen wohnen.
Kluge, moderne Stadtplanung schafft es, für möglichst viele Menschen einerseits ausreichend attraktive Wohngebäude bereitzustellen und andererseits genug Platz zu lassen für alles, was die Stadt erst lebenswert macht und allen zugutekommt. Das führt automatisch zu anderen urbaneren Bauformen als dem freistehenden Einfamilienhaus. Ausdrückliche Verbote kann man sich dann wohl auch sparen.
Contra: Maike Schaefer, Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau
Ein pauschales Verbot von Einfamilienhäusern durch Grüne gibt es nicht! Es gibt einen grünen Dezernenten in Hamburg, der in einem Bereich der Stadt keine neuen Einfamilienhäuser mehr genehmigen will. Ein normaler Prozess verantwortungsvoller Stadtentwicklung. Das gilt auch für Bremen: In der Innenstadt würden wir keine Einfamilienhäuser genehmigen. An anderen Orten spricht nichts dagegen, sondern oft einiges dafür.
Jedoch verbrauchen Einfamilienhäuser viel Platz für wenig Menschen. Bauenergetisch sind Mehrfamilienhäuser besser. Geschossflächenbau hilft uns, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Wir realisieren mit dem Baulückenprogramm viel Wohnraum, der umfeldbedingt teils im Reihenhausbereich liegt. Zudem sollte eine gute Stadtplanung darauf achten, einen guten Mix zu gewährleisten. Und: Durch ein pauschales Verbot ziehen Menschen mit dem Wunsch nach einem Einfamilienhaus ins Umland. Diese kommen mit dem Auto als Pendler zurück. Das ist ökologisch nicht sinnvoll.