Die Apotheken geben nicht nur die FFP2-Masken aus, die jeder braucht, der einen Laden betritt oder mit Bus und Bahn fährt. Auch Gesundheitsminister Jens Spahn lässt die FFP-2-Masken, die alle Über-60-Jährigen erhalten sollen, über die Apotheken verteilen. Und in Kürze sollen sie auch noch Corona-Selbsttests anbieten. Dennoch: Den Apotheken geht es schlecht.
Die Umsätze sinken, wie die Apothekerkammer Bremen berichtet. Denn vor allem Infektionskrankheiten treten seltener auf, Medikamente sind dadurch seltener gefragt. Allein in den vergangenen zehn Jahren gaben im Land Bremen 34 Apotheken auf, ein Rückgang um 19 Prozent. „Damit liegen wir deutlich über dem Bundesdurchschnitt von zirka 11 Prozent“, sagt Isabel Justus, Geschäftsführerin der Apothekerkammer. 140 Apotheken gibt es im Land Bremen noch.
Versorgung auf Sicht gefährdet
Sebastian Köhler, Inhaber der Horner Apotheke, sieht die Entwicklung mit großer Sorge. „Wenn es noch weniger Apotheken in Bremen gibt, ist eine ausreichende Versorgung der Bevölkerung bald wohl nicht mehr gewährleistet“, warnt er.
Nicht alles könnte langfristig mit Lieferdiensten aufgefangen werden, zudem litten vor allem ältere und in der Mobilität eingeschränkte Menschen darunter, dass die Wege immer länger würden, sagt Köhler.
Mangel an Fachkräften
Die Ursachen seien vielfältig. Neben der Corona-Krise leidet die Branche vor allem unter dem Mangel an Fachkräften. „Vielen Studienabsolventen fehlt einfach der Antrieb, sich selbstständig zu machen und eine Apotheke zu eröffnen. Jobs in der Pharmaindustrie sind da deutlich begehrter“, sagt Köhler. Um das zu ändern, sollten mehr Anreize wie etwa angepasste Arbeitsbedingungen und bessere Honorare möglich gemacht werden, fordert er.
Das Problem der Stadtteil-Apotheken sieht auch die Apothekerkammer. „In Bremen gibt es viele kleinere Stadtteil-Apotheken, deren Umsätze nicht dem Maßstab entsprechen, der für eine gesunde und für eine attraktive Apotheke zur Übernahme anzusetzen ist“, sagt die Geschäftsfüherin der Kammer. „In vielen Fällen sind diese Umsatzzahlen der allgemeinen Entwicklung geschuldet, dass Ärzte in der Nachbarschaft der Apotheken beispielsweise ihre Praxen in Medizinische Versorgungszentren verlegen oder umliegende Geschäft leerstehen“, sagt Justus.
Immer mehr Apotheker geben auf
Sie geht davon aus, dass noch mehr Apotheker aufgeben werden. Einige Maßnahmen dagegen gebe es aber bereits. Dazu gehört etwa das Medikationsmanagement, also die Analyse der Medikation auf Nebenwirkungen, Interaktionen, Doppelverordnungen und Plausibilität, wenn Patienten mehr als fünf Arzneimittel einnehmen. „Das wird auch in den Bremer Apotheken immer mehr zur Standardleistung, die hoffentlich bald auch von den Krankenkassen vergütet wird“, sagt Justus.
Hinzu kommen Dienstleistungen im Bereich der Prävention und Patientenversorgung. Ein weiterer Ansatz ist das Pilotprojekt zum Impfen in der Apotheke, erklärt die Pharmazeutin.
„Die Zukunft für Apotheken“, sagt Justus, „liegt also darin, die heilberufliche Komponente des Berufs und die damit verbundene pharmazeutische Kompetenz noch weiter zu betonen und sichtbar zu machen.“