Hier Dutzende Säcke Dämmstoff, dort ein Berg Hausmüll oder eine mit Flachmännern gepflasterte Straße – „Wildmüll“ gehört zum traurigen Alltag im Landkreis. Die illegale Beseitigung hat nach Beobachtungen des Naturschutzbundes (Nabu) und der Wildtier-Stiftung in den letzten Corona-Monaten zugenommen.
Belastung für Böden und Landschaft
„Dabei drängt sich der Verdacht auf, dass viele Menschen seit dem Beginn des Lockdowns die mitgenommenen Verpackungen von Speisen und Getränken einfach in der Landschaft entsorgen“, sagt Rüdiger Wohlers vom Nabu Niedersachsen. Der Müll belaste die Böden und die Landschaft.
„Plastikteile überdauern je nach Material 400 bis 500 Jahre, Metalldosen 200 Jahre, und ein Zigarettenstummel ist bis zu fünf Jahre eine Belastung“, mahnt Wohlers. „Kleinsäuger können sich in Bechern und Plastikgefäßen verfangen, Vögel in Kunststoff-Netzteilen hängen bleiben und manche Tiere sind Verletzungsgefahr durch abgerissene Metallringe ausgesetzt.“
Müllfrevler werden selten erwischt
Einen direkten Zusammenhang zwischen Corona-Beschränkungen und Vermüllung sehen die hiesigen Kommunen hingegen nicht. Die meisten bestätigen jedoch, dass die illegale Entsorgung zunimmt. „Bereits seit längerem stellt die Gemeinde Grasberg fest, dass an entlegenen und unbewohnten Straßenteilen illegal Müll, insbesondere Sperrmüll, entsorgt wird“, sagt Verwaltungsmitarbeiter Stefan Ritthaler. „Von Autoreifen über Müllsäcke bis hin zu Elektrogroßgeräten. Die Verursacher können meistens nicht ermittelt werden.“ Auffällig sei das Müllaufkommen auch „rund um Neubaugebiete“ während der Bauphase.
Die reinen Entsorgungskosten seien überschaubar, so Ritthaler. „Aber der Aufwand für die Bergung, die Entsorgung und Bezahlung ist erheblich.“ Hinzu komme der Umweltschaden. Unschön sei zudem der falsche Umgang mit Hundekotbeuteln. „Sie landen häufig in normalen und offenen Mülleimern neben Sitzgelegenheiten oder Spielplätzen. Insbesondere im Sommer ist das eine Zumutung.“
„Bauhof meldet vermehrt Müll an öffentlichen Plätzen“
Der Worpsweder Weyerberg ist ein beliebtes Ausflugsziel. Immer wieder nutzen ihn aber auch Müllsünder. So entsorgten beispielsweise Ende Januar Unbekannte am „Susenbarg“ 35 prall mit Dämmwolle gefüllte Säcke. „Eine Steigerung ist in den letzten Jahren auch in Worpswede festzustellen“, sagt Bürgermeister Stefan Schwenke. „Der Bauhof meldet vermehrt Müll an öffentlichen Plätzen sowie den Altkleider- und Altglascontainern. Die Vermüllung in der Natur hat auch zugenommen.“ Erwischt worden sei leider noch niemand.
Allein der Landkreis Osterholz beziffert den Aufwand für die Bergung und Beseitigung von Wildmüll mit 15.000 Euro jährlich.