Clemens Wiegandt (links) übt mit seinem Hund Rio und Ausbilder Tobias Tolck das Beißen und Loslassen im Schutzdienst.Foto: Schlie
Polizeihunde

Sprengstoff auf der Spur

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In Bremens Diensthundestaffel werden wieder neue Tiere ausgebildet.

Rio wartet am Eingang der Halle. Als er sein Signal bekommt, findet er den Eindringling und beißt ihm in den Arm. Der nimmt’s gelassen. Tobias Tolck ist gut geschützt. Er ist der Ausbilder von Rio, dem angehenden Polizeidiensthund. „Wir nutzen hier zwei Instinkte der Hunde“, sagt Tolck. Einmal den Wehrtrieb, in dem Moment, in dem der Hund angreift. „Wenn er aber zubeißt, soll Rio seinen Beutetrieb nutzen, um den Biss zu kontrollieren“, erklärt der Ausbilder.

Insgesamt drei Hunde werden aktuell zu Schutzhunden ausgebildet – die Grundschule, wie Tolck sie nennt. „Die Tiere sind zwischen 11 und 18 Monaten alt. Bevor wir die Hunde ausbilden, prüfen wir, ob auch ein ausreichender Wehr- und Spieltrieb vorhanden ist“, sagt Tolck.

Rituale lernen

In der acht- bis zehnwöchigen Ausbildung lernen die Schäferhunde, meist deutsche, belgische oder holländische, „die Nasenarbeit, das Stöbern nach Gegenständen, dann Gehorsam und Unterordnung sowie den Schutzdienst, also beißen und loslassen.“ Um die verschiedenen Elemente zu unterscheiden, erlernen die Tiere Rituale. „Wenn sie als Schutzhund arbeiten, bekommen sie beispielsweise ein gepolstertes Halsband um“, erklärt der Ausbilder.

Rios Hundeführer ist Clemens Wiegandt. „Rio ist mein erster Diensthund. Aber da mein Papa schon Hundeführer war, bin ich damit aufgewachsen.“ Die Hundeführer werden nicht extra ausgebildet, sondern lernen mit ihrem Hund zusammen. „Es ist wichtig, mit seinem Hund ein Team zu bilden und ihn genau lesen zu können“, sagt Tolck.

Mit Liebe und Strenge erziehen

Wichtig sei es außerdem, dass es auch privat passe, meint der Ausbilder. Schließlich lebt der Hund in der Familie des Hundeführers. „Die Tiere sind wie kleine Kinder. Man muss sie mit Liebe und mit Strenge erziehen“, sagt Tolck. „Hier geht aber die Beziehung vor Erziehung.“ Polizeihunde sind keine ausgebildeten Bestien. „Mein Hund ist verspielt und lieb. Erst, wenn ein Ritual vorgelagert wird, ändert sich das“, sagt Tolck. Wiegandt findet, dass Rio schon gut mitläuft, aber noch seine kleinen individuellen Baustellen hat: „Der Umgang mit Diensthunden ist auf jeden Fall anders als mit Privathunden.“

Die Schutzhunde begleiten ihre Hundeführer dann beispielsweise bei Fußballspielen oder bei Durchsuchungen von Häusern. Insgesamt umfasst Bremens Diensthundestaffel 16 Polizisten mit 15 Hunden.

Ausbildung zum Spezialhund

Wenn die Tiere ihre Schutzhundprüfung bestanden haben, beginnen sie mit der Ausbildung zum Spezialhund. „Wir bilden entweder zu Rauschgift- oder Sprengstoffspürhunden aus“, sagt Ausbildungsleiterin Yvonne Stellmacher. Diese Ausbildung absolvieren derzeit zwei Hunde.

„Zuerst lernen sie, sich auf einen Stoff zu konzentrieren“, erklärt Stellmacher. Dafür hält sie in der einen Hand Futter und in der anderen ein Glas mit einer Geruchsprobe. „Es gibt erst das Leckerchen, wenn der Hund an der Probe geschnüffelt hat. So lernt er, spezielle Gerüche mit etwas Positivem zu verbinden.“

Drogen und Sprengstoff

Dann werden die Abstände zwischen Geruch und Futter ausgedehnt, erst drinnen, dann draußen. Schließlich werden die Hunde nur noch mit Spielzeug belohnt, wenn sie einen Geruch identifiziert haben. „Das Ziel ist es, dass sie punktgenau mit ihrer Nase anzeigen, wo der Geruch ist und dann einfrieren, bis der Hundeführer bei ihnen ist“, erklärt Stellmacher.
Rauschgiftspürhunde werden häufiger im Alltag eingesetzt, zum Beispiel bei Drogenrazzien. „Die Sprengstoffspürhunde kommen etwa vor Veranstaltungen oder Besuchen von Spitzenpolitikern zum Einsatz, um mögliche Anschläge durch Sprengstoff zu verhindern.“

Diensthunde und ihre Führer sind aneinander gebunden, bis das Tier nach ungefähr acht Jahren in Rente geht. Stellmacher sagt: „Da muss die Beziehung zwischen Mensch und Tier einfach passen.“

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