Mit professionellem Equipment begleitet das Unternehmen Henning Bestattungen und Trauerfeiern, damit alle Trauernden in Echtzeit dabei sein können. Foto: Henning Bestattungen
Digitale Trauer

Trauerfeier live im Internet

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Bremer Bestatter bieten neue Formen des Abschieds an.

Nach dem Tod eines Menschen mit vielen Freunden und Verwandten gemeinsam trauern – das verhindert Corona. Für Trauerfeiern sind nur wenige Gäste zugelassen. Darum bieten Bremer Bestattungsunternehmen schon digitale Trauerfeiern an. „So haben alle die Möglichkeit, an der Trauerfeier teilzunehmen und sich zu verabschieden“, sagt Ulrike Henning, Inhaberin des Bestattungsunternehmen Henning in der Neustadt.

Seit dem Ausbruch der Pandemie ermöglicht sie digitale Trauerfeiern. „Es wird ein nicht-öffentlicher Youtube-Link erstellt und verschickt. So können alle Trauernden in Echtzeit zuschauen, ohne vor Ort zu sein“, erklärt Henning. Der Link bestehe auch später noch, um sich die Trauerfeier im Nachhinein noch anzusehen oder die Aufnahme in einer Cloud zu speichern.

Kein technisches Wissen nötig

„Wir arbeiten mit dem IT-Unternehmen Stalhut zusammen und überlassen die Technik den Profis“, sagt Henning. Eine Stunde vor dem Livestream baut das Unternehmen sein Equipment auf. „Man braucht kein technisches Wissen, um an der digitalen Trauerfeier teilzunehmen, sondern nur einen Internetzugang und einen Computer oder ein Smartphone“, sagt Lisa Stalhut, Geschäftsführerin des IT-Services.

Auch die Firmengruppe ASV Deutschland, zu der in Bremen die Unternehmen Bremer Bestattungen, Niedersachsen Bestattungen und Schomaker Bestattungen gehören, haben solche Konzepte entwickelt. „Wir bieten einmal eine klassische Übertragung der Trauefeier an. Sie wird dann mit einem Handy und Stativ gefilmt“, erklärt ASV-Manager Matthias Grote. „Dann bieten wir auch noch Trauerfeiern über Zoom an. Ein Moderator führt durch die Veranstaltung und es können auch Reden gehalten werden. Danach besteht sogar die Möglichkeit eines digitalen Trauercafés, wo sich die Gäste austauschen können.“

Angebote noch nicht stark angenommen

Beide Angebote werden aber noch nicht so angenommen wie erwartet, trotz Pandemie. „Ich gehe aber stark davon aus, dass sich das in Zukunft ändert. Familien leben nicht mehr wie früher alle an einem Ort“, sagt Grote.

Henning prognostiziert: „Vor allem die jüngere Generation, die sich eh in der digitalen Welt auskennt, nimmt das Angebot an.“ Die älteren Kunden habe oft falsche Vorstellungen und verstehe beispielsweise nicht, dass der Link nicht öffentlich zugänglich ist. „Da braucht es noch Erklärungsbedarf,“ sagt die Bestatterin. Die Branche sei eine traditionelle Branche und wenig veränderbar. „Viele Ältere wollen Trauerfeiern so, wie sie sie kennen.“ Bis zu 400 Euro brutto zusätzlich koste eine digitale Trauerfeier bei Henning.

Christian Stubbe vom Bestatterverband Bremen sagt: „Die Nachfrage nach digitalen Trauerfeiern ist gering. Nicht jeder möchte gefilmt werden.“ In seinem Unternehmen werde bei Bedarf mit Handy oder Ipad gefilmt und die Bilder weitergeleitet.

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