Derzeit stehen die Breakdancer-Fahrgeschäfte auf der Bürgerweide – allerdings nur, damit der TÜV die jährliche Überprüfung vornehmen kann.Foto: Schlie
Angst um Zukunft

„Wir wollen unser Leben zurück“

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Wie Schausteller um ihre Existenz kämpfen und warum sie auf den Juni hoffen.

„Familien, die vorbeikommen, freuen sich schon dass wir wieder aufbauen. Das freut uns wiederum, allerdings müssen wir sie dann enttäuschen“, sagt Andreas Vespermann, Inhaber der beiden Breakdancer, die normalerweise zu dieser Zeit auf der Osterwiese rotieren würden. Zwar stehen die Fahrgeschäfte von ihm und seiner Frau Claudia derzeit auf der Bürgerweide, benutzen darf die beiden Breakdancer aber nur der TÜV. Er nimmt die jährlich anfallende Prüfung ab.

Für das Schaustellerpaar ist das eine schwierige Situation. „Normalerweise werden Fahrgeschäfte vor einem Volksfest wie den Osterwiesen geprüft. Jetzt müssen wir alles extra aufbauen und wieder abbauen“, beklagt Vespermann. Dies sei ein Riesenaufwand, sowohl personell als auch finanziell. Die Kosten betragen laut Vespermann rund 10.000 Euro. „Und das, obwohl keiner weiß, ob unsere Breakdancer in diesem Jahr überhaupt noch einmal zum Einsatz kommen können“.

Keine Umsätze

Für Rudolf Robrahn, den Vorsitzenden des Bremer Schaustellerverbands, sind Geschichten wie die der Vespermanns Alltag. „Mich erreichen täglich Anrufe von Kollegen, die um ihre Zukunft bangen“, sagt Robrahn. Zwar hätten einige Schausteller die November- und Dezemberhilfen in Anspruch genommen, sie sei jedoch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein gewesen, so Robrahn. Die Zahlungen kamen nur den Besitzern von Fahrgeschäften zugute, die im November und Dezember 2019 auf einem Volksfest vertreten gewesen waren. Da war die Saison aber praktisch schon vorbei. Die meisten Karussellbetreiber konnten für den Antrag also bis auf die Tage des Freimarkts 2019 keine Umsätze aus dieser Zeit vorweisen. „Laufende Kosten wie die Instandhaltung und Wartung des Inventars haben dafür gesorgt, dass schon viele Schausteller auf ihr privates Vermögen zurückgreifen oder gar eine Lebensversicherung auflösen mussten“, sagt Robrahn.

Für viele kommen deshalb alternative Jobs in Frage. „Ich kenne sogar einen Kollegen, der ein eigenes Fahrgeschäft für einen Freizeitpark entworfen hat. Sehr beeindruckend“, findet er. Andere seien im Handwerk tätig oder hielten sich mit kleinen Imbisständen an Supermärkten oder auf Privatgeländen über Wasser.

Osterwiese im Juni?

Noch hoffen die Schausteller auf eine Verlegung der Osterwiesen in den Juni. „Das wäre immerhin eine Schadensbegrenzung. Wenn die Voraussetzungen stimmen, müssen wir das durchziehen“, sagt Robrahn. Aktuell prüfen das Wirtschaftsressort und die Schausteller die Lage. „Wir finden es gut, dass die Veranstaltung nicht sofort abgesagt wurde. Das gibt uns ein wenig Hoffnung, so lange das Infektionsgeschehen mitspielt“, sagt er.

Andreas Vespermann, der für die Überprüfung seiner Breakdancer extra eine Erlaubnis für den Aufbau auf der Bürgeweide erhielt, prognostiziert dem Schaustellergewerbe eine schwierige Zukunft. „So wie jetzt kann es nicht mehr lange weitergehen, daran würden auch die Sommerwiesen nichts ändern. Wir wollen unser Leben zurück.“

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