Raus aus dem T-Shirt, rein in den Anzug? Was müssen Mitarbeiter anziehen, wenn sie sich im Homeoffice zur Videokonferenz anmelden? Bei der ÖVB-Versicherungsgruppe arbeiten aktuell 70 bis 80 Prozent der Beschäftigten zu Hause. „Da kann es vorkommen, dass sich Kollegen für Videokonferenzen umziehen“, sagt ÖVB-Sprecher Stefan Ziegler. „In den Videokonferenzen tauscht man dann seinen Homeoffice-Look gegen den Alltagslook, der auch im Büro getragen worden wäre.“
Bei der Bremer Sparkasse sind die Mitarbeiter schon vor der Pandemie im sogenannten „Business Casual Look“ zur Arbeit gekommen. „Und auch in der Corona-Pandemie sind die Anforderungen, wenn man über den Laptop zusammenarbeitet und sich sehen kann, nicht außer Kraft gesetzt“, sagt Sprecherin Nicola Oppermann. Mitarbeiter mit Kundenkontakt seien auch jetzt angehalten, im „Business Casual Look“ zur Arbeit zu kommen.
Umgang mit den Kunden zählt
Viele Unternehmen überlassen es ihren Mitarbeitern, wie sie sich zu Videokonferenzen kleiden. In der Anwaltskanzlei Castringius an der Schlachte etwa achten die Anwälte, die im Homeoffice arbeiten, von sich aus darauf was sie anziehen, bevor sie die Kamera einschalten. „Aber der Umgang mit den Kunden zählt online genau so wie im Büro“, heißt es aus der Kanzlei.
Bei der Handelskrankenkasse (HKK) gibt es keine Kleiderordnung – weder im Büro noch im Homeoffice. „Die HKK hat die Vor- und Nachteile einer solchen Regelung zwar diskutiert, sich aber dagegen entschieden“, sagt HKK-Sprecher Ilja Mertens. Die Mitarbeiter kleideten sich auch ohne Kleiderordnung grundsätzlich immer angemessen, begründet Mertens den Verzicht auf einen Dresscode. Auch das Bauunternehmen Kathmann schreibt nicht vor, was seine Angestellten tragen sollen. So hält es auch der Versicherungsmakler Atermann, König und Pavenstedt.
Wirkung auf Kleidungsstil
Stil- und Image-Expertin Janine Katharina Pötsch hat allerdings festgestellt, dass sich das Arbeiten im Homeoffice schon auf den Kleidungsstil auswirkt. „Meiner Meinung nach ist dort eine bequeme Lässigkeit entstanden nach dem Motto ‚Mich sieht doch sowieso keiner‘”, meint Pötsch. „Ungeschminkt und im Schlabber-Look, das geht vielleicht an einem Tag, wo kein Kundenkontakt besteht.“
Was laut Expertin gar nicht geht: „Oben hui und unten pfui“, also beispielsweise Krawatte und Jogginghose. Pötsch rät, sich auch im Homeoffice so zu kleiden, als säße man im Büro. „Es kann jederzeit eine Videokonferenz oder ein Video-Call eingehen, wo man sich dann nicht optimal präsentiert“, warnt die Stilexpertin. „Der erste Eindruck zählt und ich fühle mich wohler, wenn ich mich entsprechend kleide.“