In ihrer wirren Online-Welt trägt Wiebke einen Aluminium-Hut – ein bekanntes Zeichen für Verschwörungstheoretiker. Fotos: Kubikfoto
Aufklärung

Eintritt in eine wirre Welt

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Wie ein Stuhrer Unternehmen interaktiv über Verschwörungstheorien aufklärt.

Verschwörungstheorien sind während der Corona-Pandemie aktueller als je zuvor. Vor allem im Internet verbreiten sich die Mythen schnell. Dies sei gerade für Jugendliche eine Gefahr, die viel Zeit im Web verbringen, findet Holger Weber von der Stuhrer Firma Kubikfoto: „Wir haben nach einer Lösung gesucht, wie man bei Jugendlichen Interesse für dieses komplexe Thema wecken kann.“ Zusammen mit der Bremer Firma BAFF Filmproduktion hat Kubikfoto die erste multimediale Internetseite entwickelt, die interaktiv über die Gefahren von Verschwörungstheorien aufklärt. Das Ergebnis: wiebkes-wirre-welt.de

Die beiden Jugendlichen wurden extra gecastet und kommen von der Schauspielschule Hannover.

Weber ist Vater von zwei Söhnen: „Die hängen den ganzen Tag in den Sozialen Medien. Mir war klar, wenn wir diese Generation erreichen wollen, geht das nur über Smartphone und Internet.“ Das Projekt ist ein Mix aus Spielfilm und Online-Game. Wer den digitalen Keller im Internet besucht, wird zum Geheimagenten. Das Ziel: Wiebke, die Bewohnerin des Zimmers, radikalisieren. Jeder Klick im Zimmer führt zu einer Reaktion und Veränderung im Raum.

Arbeit mit Fachleuten

Der Nutzer kann sich virtuell umsehen, Schränke und Schubladen öffnen, Experten interviewen, Videos ansehen und Texte lesen. „Wir haben uns dafür mit Fachleuten zusammengesetzt, wie Andrea Röpke, Expertin für Rechtsaktivismus oder Pia Lamberty, eine Sozialpsychologin, die zu Verschwörungsideologien forscht“, erklärt Weber. Insgesamt wurde ein Dreiviertel Jahr daran gearbeitet. Dabei geht es nicht nur um Theorien rund um Corona. Auch andere Mythen werden unter die Lupe genommen, Besucher lernen, wie sich die Theorien verbreiten und was man dagegen machen kann.Vorkenntnisse werden nicht gebraucht, nur ein Computer oder Smartphone und ein Internetzugang.

Unterrichtsbegleitend

Das Projekt richtet sich insbesondere an Jugendliche. „Natürlich kann jeder die Website besuchen, aber unser Traum wäre es, wenn die Seite unterrichtsbegleitend eingesetzt wird“, sagt Weber. Dazu gebe es bereits begleitendes Material als Download. „Kinder sind momentan auf Home Schooling und Digitales Lernen angewiesen“, sagt Weber. Der Vorteil von der Website sei, dass jeder Schüler im eigenen Tempo entscheidet, was er sich wie lange anguckt.

Das Projekt hat im April 2021 beim Deutschen Digital Award den Publikumspreis und den Preis für Website-Content gewonnen und wird mit mehreren Zehntausend Euro von der Bundeszentrale für politische Bildung gefördert.  „Vor dem Projekt hat Weber sich nicht mit Verschwörungstheorien auseinandergesetzt: „Es ist gruselig, wenn man sich dann tiefer in die Materie begibt. Unterschwellig ist jeder für dieses Thema empfänglich.“

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