Das Bundeskabinett hat ein Programm mit zwei Milliarden Euro verabschiedet. Mit dem Geld sollen durch Corona entstandene Lernlücken bei Schülern aufgearbeitet werden. Dafür steht eine Milliarde Euro zur Verfügung. Die andere Milliarde soll die frühkindliche Bildung stärken sowie Ferienfreizeiten, außerschulische Angebote fördern und Kinder im Alltag begleiten. Doch darüber, wie man das Geld am effektivsten einsetzt, gibt es unterschiedliche Meinungen.
„Wir begrüßen diese Entscheidung“, sagt Maresi Lassek vom Bremer Grundschulverband. „Wir fordern allerdings, dass die Mittel für die Lernlücken direkt an die Schulen gehen und nicht an kommerzielle Nachhilfeinstitute.“ An Schulen kenne man die Bedürfnisse und Sorgen der Kinder und könne direkt darauf eingehen. „Insellösungen in Form von Nachhilfestunden sind ungeeignet und werden nicht nachhaltig wirken. Die Schüler haben nicht nur Lernlücken aufzuholen, auch soziale Kontakte, Bewegung und kulturelle Angebote sind während der Pandemie weggebrochen“, erklärt die pensionierte Grundschulleiterin.
Lehrkräfte erste Wahl
Wirksame Förderung verlange qualifizierte Konzepte im gewohnten Lernraum der Kinder. Besonders sozial schwache Schüler seien betroffen. „Die Lehrkräfte der Kinder sind dafür die erste Wahl, jedoch besteht Lehrermangel. Mit den Fördergeldern können die Lehrkräfte von begleitenden Aufgaben entlastet werden.“ Dafür könnten externe Kräfte, wie Studierende, pädagogische Mitarbeiter, pensionierte Lehrer oder Freiwillige eingesetzt werden. Der Bremer Grundschulverband hat seinen Vorschlag auch der Bremer Bildungsbehörde unterbreitet.
Annette Kemp, Sprecherin von Bildungssenatorin Claudia Bogedan sagt: „Wir prüfen das Projekt des Grundschulverbands. Allerdings arbeiten wir momentan schon mit vielen Studierenden in Schulen zusammen und wissen sehr genau, was gebraucht wird. Bremen hatte vorher schon ein Programm gegen Lernrückstände, ausgestaltet mit Mitteln aus dem Bremen Fonds.“ Die Bundesmittel, von denen das Land Bremen rund 0,96 Prozent erhalte, werden die Möglichkeiten nun aufstocken und sollen sowohl den Bereich Bildung, als auch den Bereich Familie fördern.
Kein Konkurrenzkampf
Ann-Christin Hirsch von der Schülerhilfe in Stuhr findet, es sollte keinen Konkurrenzkampf um das Geld zwischen Schulen und Nachhilfe-Instituten geben: „Wir fangen total viel auf, was in Schulen schiefläuft. Die Schüler müssen sich durch das Home Schooling oft die Inhalte selbst aneignen und sind überfordert.“ Es gebe engagierte Lehrer, aber auch solche, die nur Material versenden ohne zu erklären. „Seit Monaten helfen wir weit über unsere Aufgaben hinaus“, sagt Hirsch. Deswegen sei für sie das Bundesprogramm sowohl an Schulen als auch an Nachhilfe-Instituten gut aufgehoben.