Christian Hueske ist Sportpsychologe, Mentalcoach, hat hochklassig als Fußballtrainer gearbeitet und verfolgt seit vielen Jahren auch die Entwicklung bei Werder Bremen.
Herr Hueske, wie würden Sie als Fachmann die Leistung der Bremer im Pokal gegen Leipzig einschätzen?
Christian Hueske: Ich fand Werders Auftritt auf ganz vielen Ebenen gut: Da war eine Menge Energie, Zug, Biss, Wille und taktische Disziplin zu erkennen.
Aber trotzdem steht am Ende das unglückliche Ausscheiden.
Aus meiner Sicht gar nicht so entscheidend. Ich sehe viel mehr den Vergleich zu Werders vorherigem Bundesligaspiel, dem 1:3 gegen Union Berlin. Das war ein Unterschied von Tag und Nacht.
Nach der schwachen Leistung gegen Union, die gleichzeitig die siebte Bundesligapleite in Folge besiegelte, erwarteten viele den Rauswurf von Florian Kohfeldt. Ist das gute Spiel gegen Leipzig nun die Bestätigung dafür, dass es richtig war, am Trainer festzuhalten?
Gute Frage. (lacht) Auch wenn ich Kohfeldt nicht persönlich kenne, so halte ich ihn doch für einen guten Trainer. Ich fand auch genau richtig, wie er seine Spieler vor der Verlängerung noch einmal motiviert hat und forderte, dass sie unbedingt mit der gleichen Energie weitermachen müssen – und das haben sie dann ja auch super umgesetzt.
Etwas Ähnliches wird Kohfeldt auch vor dem Spiel in Berlin gesagt haben. Aber da war auf dem Platz davon nicht viel zu erkennen. Worin lag für die Spieler der Unterschied zwischen Liga und Pokal?
Das sind unterschiedliche Wettbewerbe. Zumal die Bremer in der Bundesliga im übertragenen Sinne ja diesen Rucksack mit der Negativserie mit sich herumschleppen. Gegen Leipzig hatten sie als Außenseiter nichts zu verlieren. Das Phänomen sieht man auch bei anderen Teams: Der BVB spielte vor kurzem nichtig schlecht in der Liga und dann plötzlich super in der Champions League gegen Manchester. Dortmund konnte da umswitchen – das darf Werder nun umgekehrt eben nicht tun und muss im Pokalmodus bleiben.