Am Ende war nur noch Stille. Als der Abpfiff durchs Weserstadion hallte und Werders Abstieg besiegelt war, da hatte man den Eindruck, als hätte jemand einfach den Ton abgedreht. Selbst die siegreichen Gladbacher konnten sich nicht freuen, schließlich hatten sie im Fernduell mit Union Berlin die Teilnahme an der neuen Conference League noch auf der Zielgeraden verpasst.
Aber wen in Bremen interessierte in diesem Moment schon Borussia Mönchengladbach angesichts des zweiten Abstiegs der Vereinsgeschichte, der nach nur einem einzigen Pünktchen aus den vergangenen 10 Spielen die Bremer wohl nicht ohne Grund ereilte, aber dennoch kalt erwischt: Denn wenn man sich monatelang immer wieder selbst eingeredet hat, dass man sein Schicksal in der eigenen Hand hat, dann war das, was am letzten Spieltag der Fußball-Bundesliga passierte, aus Bremer Sicht ein Offenbarungseid.
Auch Schaaf kann Talfahrt nicht stoppen
Mit 2:4 (0:1) gingen die Grün-Weißen im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach – abgesehen von späten Anschlusstoren durch Milot Rashica (81.) und Niclas Füllkrug (83.) – sang- und klanglos unter. Und da Werder bereits nach nach weniger als einer Stunde Spielzeit mit 0:3 hinten lag, hatte sich die Sache mit dem direkten Klassenerhalt für die Hausherren auch schon lange vor Spielende komplett erledigt.
Es ging nur noch darum, den drittletzten Tabellenplatz und die Relegation als letzten Strohhalm zu verteidigen. Doch da die Bremer auf dem Platz selbst nicht viel zustande brachten und sogar mit 0:4 in Rückstand gerieten, lag ihr Schicksal in der Hand des Tabellenletzten – denn Schalke hielt in der Partie beim 1. FC Köln ein 0:0. Das sagte eigentlich schon alles aus über eine beispiellose Talfahrt der Werderaner, die am Ende selbst Trainer-Legende Thomas Schaaf mit seinem Kurzeinsatz nicht stoppen konnte.
Moralische Unterstützung, aber Selke scheitert völlig frei
„Es tut uns leid für die ganze Stadt und die Fans. Es ist ein traumatischer Tag für uns alle“, fand Kapitän Niklas Moisander nach der Partie als Erster Worte.
Etwa 1.000 Fans hatten der Mannschaft vor der Partie bei deren Ankunft am Stadion mit einer grün-weißen Nebelwolke noch moralische Unterstützung geben wollen. Doch die sollte nicht viel bringen, denn es lief Einiges schief: Erst der blitzschnelle Rückstand und dann eine Viertelstunde später, versemmelte Davie Selke völlig frei vor dem fast schon geschlagenen Borussen-Keeper Yann Sommer die megagroße Ausgleichschance.
Kölner feiern, Bremer müssen sich sortieren
Immerhin: Zur Pause war aufgrund der Spielstände der direkten Bremer Konkurrenten zwar noch nichts verloren. Doch nachdem die Bielefelder in Stuttgart sogar mit 2:0 in Führung gegangen und auf Kurs Klassenerhalt lagen, hing Werders Schicksal nur noch am Ergebnis aus Köln. nachdem den Geißböcken ein erster Treffer (71.) umstritten zurückgepfiffen worden war, gelang ihnen in der 86. Minute die Erlösung, die sie dann auch über die fünfminütige Nachspielzeit ins Ziel retten konnten.
Am Ende feierten die Kölner das Erreichen der Relegation wie eine Meisterschaft und in Bremen müssen sie sich jetzt erst einmal sortieren nach einem Saisonende, das lange undenkbar schien