Wenn Rehkitze noch keine vier Wochen alt sind, haben sie keinen Fluchtinstinkt. Bei Gefahr drücken sie sich auf den Boden – und werden so auf Wiesen und Weiden leicht von Landwirten übersehen und beim Mähen getötet.
Deswegen bietet Georg Renken seit vergangenem Jahr an, Rehkitze per Drohne zu finden. „Durch das Absuchen der Wiesen mit ehrenamtlichen Helfern konnte nur ein Teil der Wiesen überprüft werden“, sagt Renken. Man habe immer ein schlechtes Gefühl, ein Tier übersehen zu haben. „Mithilfe der Drohnen und der Wärmebildkamera können wir sichergehen, dass wir fast jedes Rehkitz finden“, sagt der zertifizierte Drohnenpilot.
Suche per Drohne
Eigentlich ist er Inhaber der Firma Web-a-Head Filmproduktion. Doch bis Mitte Juni sind die Produktionen zurückgeschraubt, damit Renken mit seinen Drohnen Rehkitze suchen kann. „Wir schreiben die Landwirte im März an, ob sie unsere Leistung in Anspruch nehmen wollen. Da wir kein Verein sind, zahlen die Landwirte fünf Euro pro Hektar“, sagt Renken, „Dieses Geld wird für Reparaturen an der Technik genutzt. Die restlichen Arbeiten sind ehrenamtlich.“
Die Landwirte sagen Bescheid, wann sie mähen wollen. Dann muss es schnell gehen: Die freiwilligen Helfer durchstreifen die Wiese. Auch ein Jäger ist immer dabei. Der Drohnenpilot steht am Rand und gibt Anweisungen an die Helfer, wenn er ein Tier auf dem Bildschirm entdeckt hat. „Dann gibt es zwei Möglichkeiten“, erklärt Renken. „Entweder wird das Reh unter einem Korb geschützt und sein Standort mit Fahnen abgesteckt. So kann der Landwirt drum herum mähen. Wenn die komplette Fläche gemäht werden soll, werden die Rehkitze in Taschen getan und an den Rand des Feldes getragen.“
Handschuhe tragen
Dabei sei wichtig, dass das Kitz nach vier bis sechs Stunden wieder freigelassen werde. „Es muss regelmäßig gesäugt werden, um zu überleben“, sagt Renken. Deswegen dürfe zwischen Suche und Mähen auch nur wenige Stunden liegen. „Damit die Mutter ihr Kind akzeptiert, müssen wir Handschuhe tragen“, sagt Renken. Auch Gelege von Bodenbrütern werden vor dem Mähen geschützt.
Meistens fangen die Rehkitz-Retter schon in den frühen Morgenstunden an. „Tagsüber kann die Wärmebildkamera nicht so gut genutzt werden. Maulwurfshügel beispielsweise heizen sich so auf, dass sie dieselbe Temperatur wie Rehkitze haben“, erklärt der Drohnenpilot.
Hauptsächlich sind die Retter in Bremen unterwegs, aber auch Richtung Worpswede, Ammerland oder Bremerhaven. Die Landwirte erhalten eine Bescheinigung über die erfolgreiche Suche, um sich rechtlich abzusichern.
Einsatz früh am morgen
Für Renken sei es der schönste Moment, wenn die Rehmutter das Kitz wiederfindet. „Das ist es wert, wochenlang ab vier Uhr morgens Wiesen und Felder abzusuchen.“ Bei den Ehrenamtlichen kann jeder mitmachen. „Eine gute Voraussetzung dafür ist, keine Pollenallergie zu haben. Ansonsten ist nur wetterfeste Kleidung wichtig“, erklärt Renken. Mehr Informationen gibt es unter rehkitzrettung-bremen.de