Der Himmel ist grau und bewölkt. Es regnet. „Bei Sonnenschein ist der Blick nochmal um Einiges besser“, sagt Tobias Diwicki, Projektleiter der höchsten Baustelle Bremens. Er steht in 80 Metern Höhe am Geländer des 18. Stocks des Zechhauses – eines der vier Gebäude, die am Kopf des Europahafens entstehen. Auf der einen Seite ist der Hafen zu sehen und noch weiter bis zu den Stahlwerken. Auf der anderen Seite blickt man auf die Bremer Innenstadt – inklusive Weser-Tower und Dom-Türmen. „Hier im 18. Stock soll eine Bar entstehen. Eine Etage tiefer kommt ein Restaurant hinein“, erklärt Diwicki. In den anderen Stockwerken wird es Büros geben, die anderen drei Gebäude sind für Wohnungen vorgesehen.
Herzensprojekt
Bauherr des 300 Millionen Euro teuren Projekts ist die Gustav-Zech-Stiftung. „Normalerweise sind wir für andere tätig. Dieses Mal bleiben die Gebäude bei Zech“, erklärt Unternehmenssprecher Holger Römer. „Es ist ein Herzensprojekt für uns. Es ist die größte Baustelle in Bremen – einmal von der Höhe, aber auch von der Investition.“
Allerdings soll nicht nur das Unternehmen von dem Projekt nachhaltig profitieren, sondern auch die Stadt Bremen. „Wir wollen, dass es ein Superlativ für Bremen wird und ein Schlüsselgrundstück zwischen der Innenstadt und der Überseestadt. Da wollen wir eine Lücke schließen“, sagt Diwicki. Ziel sei es, die Überseestadt zu beleben und zu einem Zentrum entwickeln: „Unten im Zechhaus entsteht ein 1000 Quadratmeter großer Foodcourt, der auch für Veranstaltungen und Konzerte aller Art genutzt werden kann“, sagt der Projektleiter. Dazu kommen noch rund 20 Einzelhändler, die sich in den Erdgeschossen der drei anderen Gebäude ansiedeln sollen.
Logistik als Herausforderung
Die Herausforderung: In Bremen werden nicht alle Tage Hochhäuser gebaut. „Die Logistik hat uns manchmal
Schwierigkeiten bereitet“, sagt Diwicki. Für ihn als Bauleiter macht es Spaß, in so einem großen Team zu arbeiten: Rund 500 Arbeiter sind auf der Baustelle tätig. „Auch bei kleinen Gebäuden sind die Abläufe ähnlich. Die Arbeit steht und fällt mit einem guten Team“, sagt Diwicki, der zuvor für Zech schon in Brasilien und Hannover gearbeitet hat.
Die rund 100 Firmen stammen fast alle aus der Zechgruppe: „Wir wollen unser Portfolio an den Gebäuden zeigen“, sagt Diwicki. Zudem werden die vier Gebäude CO2-neutral bewirtschaftet. Die Bruttogesamtfläche beträgt oberirdisch 82.815 Quadratmeter. Dazu kommt eine unterirdische Parkgarage, die sich die kompletten 260 Meter unter alle vier Gebäude erstreckt. 1.250 Kilometer Kabel werden auf der Baustelle verlegt. „Insgesamt entstehen 338 Mietwohnungen“, sagt Diwicki. 25 Prozent davon sind gefördert und nur mit B-Schein zu erhalten. „Demnächst können sich Interessierte schon auf die Wohnungen bewerben“, sagt Römer.
Die Fertigstellung für das Pilotprojekt am Europahafen ist momentan für das Frühjahr 2022 geplant.