Ein Bild von der Check24-Familie mit der Überschrift „Borgfeld“ steht neben einem Bild der Bremer Schuldenuhr mit Donald Trumps berühmter Twitteransage „Stop the Count“ – Hört mit dem Zählen auf. Diese und viele weitere sogenannte Memes sind auf der Instagram-Seite Bremen.life zu finden.
„Memes bestehen aus bestimmten Bildern, die immer wieder neu mit Inhalten bespielt werden“, sagt Ramona Ruf vom Bremer Jugendring. Sie veranstaltet einen Sommerferien-Workshop für Jugendliche von 14 bis 19 Jahren, um mit ihnen in den Meme-Kosmos einzutauchen. „In den letzten Jahren sind Memes immer mehr politisiert worden und dienen nicht mehr nur der Unterhaltung“, sagt Ruf, die sich selbst als Digital Native bezeichnet, also jemanden, der mit Computern, Handys und Internet aufgewachsen ist.
Politisierung
„Die Politisierung sieht man beispielsweise bei der Bundestagswahl. Parteien in Deutschland fangen an, mit Memes ihre Wähler anzusprechen.“ Oft geben Memes auch das Gefühl einer Gruppenzugehörigkeit: „Die Memes von Bremen.life beispielsweise versteht man nur, wenn man auch einen Bezug zu Bremen hat. So fühlt man sich einem exklusiven Kreis zugehörig“, erklärt Ruf. Die Instagram-Seite bremen.life hat mittlerweile 28.000 Follower. Der Betreiber Edgar wird auch in dem Workshop dabei sein.
Die bunten Bilder haben aber auch eine kritische Dimension: „Es gibt rechtspopulistische Gruppen, die versuchen, mit Memes junge Leute zu erreichen. Das kann gefährlich sein“, sagt Ruf. So könnten sich schnell Fake News verbreiten. „Es gibt aber auch sogenannte Counter Memes, die Hassrede in Nachrichten entschlüsseln und umkehren“, erklärt die Workshop-Leiterin. Deswegen sei Medienkompetenz in diesem Thema so wichtig: „Die politischen Botschaften in den Memes sind meist verkürzt. Im US-Wahlkampf war das beispielsweise zu sehen“, erklärt Ruf.
Gute und schlechte Memes
Man merke oft nicht bewusst, dass teilweise rechte Botschaften oder Fake News hinter dem Sarkasmus der Memes versteckt sind. „Memes sind Werkzeuge, die Schaden anrichten können, aber auch Gutes tun können, indem sie beispielsweise auf Ungerechtigkeiten oder ein moralisches Dilemma hinweisen“, sagt Ruf. Ein Beispiel seien Memes über den Klimawandel, die darauf hinweisen und Lösungen aufzeigen.
„Man muss die Bilder immer hinterfragen und gegebenenfalls einen Faktencheck machen. Aber Memes sind auch ein Teil der Jugendkultur, mit dem man sich kreativ entfalten und in den politischen Diskurs eintreten kann.“
Infos
Der Workshop findet vom 26. bis 30. Juli jeweils von 10 bis 16 Uhr statt. Die Teilnahmegebühr beträgt 30 Euro. Anmeldungen bis zum 19. Juli an ramona.ruf@bremerjugendring.de