Seit zwei Uhr früh heißt es für die meisten Züge der Deutschen Bahn: „Fahrt fällt aus.“ Die Gewerkschaft deutscher Lokomotivführer (GDL) hat nicht nur gedroht, sie hat gehandelt – und zum Streik aufgerufen, vorerst bis Freitagfrüh zwei Uhr.
Die Züge der Bahngesellschaften Metronom, Enno, Erixx und Nordwestbahn sind davon nicht betroffen. „Wir wollen planmäßig zu fahren“, sagt Nordwestbahn-Sprecher Steffen Högemann. „Wir haben uns erst kürzlich mit der GDL geeinigt.“ Allerdings habe sie auch Mitglieder in den Stellwerken der Deutschen Bahn. „Wenn die streiken, können auch wir nicht mehr planmäßig fahren“, sagt Högemann. „Dann müssen wir auch Busse einsetzen.“
DB Regio nur eingeschränkt
Die Züge der DB Regio, einer Tochter der Deutschen Bahn, können hingegen nur sehr eingeschränkt fahren. Auf den Fernstrecken muss die Deutsche Bahn etwa jeden vierten Zug im Depot lassen. Vorrang hätten die stark genutzten Verbindungen wie etwa die zwischen Berlin und dem Rhein-Ruhr-Gebiet oder zwischen Hamburg und Frankfurt, sagt ein Bahnsprecher. Bremen liegt auf keiner dieser Routen.
Die Bahn bittet alle Reisewilligen, ihre Fahrt zu verschieben. Die schon gelösten Fahrkarten werden erstattet oder können bis einschließlich 20. August genutzt werden, die Zugbindung ist aufgehoben.
Lohnerhöhung gefordert
Die GDL fordert eine Lohnerhöhung wie im öffentlichen Dienst, also ein Plus von 3,2 Prozent, außerdem eine Corona-Prämie von 1.300 Euro. Der Bahn-Vorstand bietet bisher 3,2 Prozent mehr Lohn an, allerdings soll der Tarifvertrag 40 Monate lang laufen. Die GDL will sich nur auf 28 Monate festlegen. Da wäre ein Kompromiss schon möglich, wenn die GDL nicht noch etwas anderes umtriebe: Existenzangst.
Denn erstmals muss die Bahn das Tarifeinheitsgesetz anwenden. Demnach gilt in jedem Betrieb der Bahn nur der Tarifvertrag der Gewerkschaft, die dort die meisten Mitglieder hat. Insgesamt gehören rund 300 Betriebe zur Bahn, in den meisten hat die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) die höchste Zahl an Mitgliedern.
Mit der EVG hat die Bahn längst einen Tarifvertrag geschlossen. Das Ergebnis will die GDL übertrumpfen und so der EVG Mitglieder abjagen. Auf Kosten der Bahnkunden.