Eigentlich müsste jetzt die Werbetrommel gerührt werden, doch es ist ruhig geworden um den Bremen-Marathon, der in knapp fünf Wochen starten soll. Noch gibt es keine offizielle Genehmigung durch das
Amt für Straßen und Verkehr (ASV). Wichtiger noch: Nach wie vor buhlen zwei Veranstalter um die Austragung. Da ist allerdings Bewegung drin.
Fass war übergelaufen
Zur Erinnerung: Viele Jahre lang hatte Utz Bertschy mit seinem Marathon-Club Bremen das Event mit teilweise 7.000 oder 8.000 Teilnehmern organisiert. Das Energieunternehmen SWB, zugleich Namensgeber des Laufs, und die Krankenkasse AOK Bremen/Bremerhaven waren die Hauptgeldgeber. Doch vor einigen Monaten trennten sich die beiden Großsponsoren von Bertschy, weil dessen Geschäftsgebaren und Unzuverlässigkeit das Fass zum Überlaufen gebracht habe, hieß es.
Stattdessen verbanden sich SWB und AOK mit dem Bremer Leichtathletik-Verband (BLV) als neuem Veranstalter.
Bertschy nutzt Startvorteil
Doch Bertschy benannte seine Veranstaltung und die langjährige Homepage kurzerhand von SWB-Marathon in Bremer Marathon um. SWB, AOK und Leichtathletik-Verband brauchten dagegen
mehrere Wochen, bis sie eine eigene Homepage aufgebaut und freigeschaltet hatten, über die sich die Läufer auch anmelden können. Stand jetzt haben sich bei Bertschy insgesamt 1.400 Sportler angemeldet für den Marathon, den Halbmarathon oder die 10-Kilometer-Strecke und schon die Startgelder überwiesen. Matthias Reick vom Bremer Leichtathletik-Verband gibt die Zahl der Anmeldungen auf seiner Seite mit „etwa die Hälfte“ an.
Entscheidung des Dachverbands erwartet
Um seine Konkurrenten aus dem Feld zu schlagen, hatte Bertschy vor einigen Wochen den Rechtsausschuss des Bremer Leichtathletik-Verbands angerufen. Der sollte feststellen, dass es dessen eigene Satzung verbiete, als Konkurrenz zu den angeschlossenen Vereinen aufzutreten. Da sich alle drei Mitglieder des Rechtsausschusses des Verbandes für befangen erklärten, wandten sich Bertschy und sein Rechtsanwalt David Franzen an den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). Bertschy erwartet in den kommenden zwei, drei Tagen die Entscheidung des DLV.
„Ein absoluter Vertrauensbruch“
Matthias Reick vom Bremer Verband vermutet, dass sich der DLV-Rechtsausschuss für nicht zuständig erklären wird. Dann könnte Bertschy noch das ordentliche Gericht anrufen. Reick fordert Bertschy allerdings auf, er solle erst einmal nachweisen, dass der von ihm gegründete Marathon-Club überhaupt den Status eines „ordentlichen Vereins“ besitze. Das würde Bertschy zwar behaupten, aber nicht belegen. Der wettert, es sei ein absoluter Vertrauensbruch, wenn der Bremer Leichtathletik-Verband die Veranstaltung eins zu eins kopiere und die Läufer am selben Tag auf dieselbe Strecke schicken wolle.
Landesverband schießt zurück
Hingegen stellt der Verband die Seriosität von Bertschy und dessen Marathon-Clubs infrage. Von mindestens sieben Gläubigerverfahren wisse man, sagt Reick, zwei davon habe der Leichtathletik-Verband selbst angestrengt. Eines der beiden sei mit einem Vergleich abgeschlossen worden, bei einem anderen zahle Bertschy die geforderte Summe unregelmäßig in Raten ab, sagt Reick.
Ehemalige Bertschy-Unterstützer wollen nicht mehr
Immerhin nennt Bertschy auf seiner Internetseite schon Sponsoren für seinen Marathonlauf, darunter das Bremer Hotel Munte und das GOP Theater. Auf Nachfrage bestätigt Bertschy ausdrücklich,
dass beide seine Veranstaltung sponsern würden.
Doch kurze Stichprobe und zwei Telefonanrufe später ist klar: Das Hotel Munte gab Bertschy keine Zusage für ein Sponsoring in diesem Jahr, das GOP Theater auch nicht. Mehr noch: Beide Unternehmen, Hotel Munte und GOP Theater, schließen momentan eine Zusammenarbeit mit Bertschy aus. Unmittelbar nach Veröffentlichung der aktuellen Print-Ausgabe des WESER REPORT, waren die Logos von Hotel Munte und GOP Theater auf der Bremer-Marathon-Homepage übrigens nicht mehr zu finden.