Viele Bäume sitzen voll mit Früchten und in der Mosterei Sandhausen steht das Telefon nicht still, weil die Kunden ihr Obst endlich wieder auf dem Hof an der Stedinger Landstraße 101 anliefern wollen. Die neue Saison startet am morgigen Montag, 23. August.
Mosterei Sandhausen
Der Startschuss leitet aber auch endgültig einen Abschied oder genauer Wechsel ein, denn für Martin Clausen endet die Zeit an diesem Standort. 30 Jahren fühlten sich der heute 62-Jährige und seine Familie dort wohl, aber nun hieß es Enteignung oder Verkauf.
Dabei ist noch gar nicht sicher, ob das dafür verantwortliche Straßenbauprojekt jemals realisiert wird. In dem Fall würde die Auffahrt für die Bundesstraße B212 neu mitten durch den Hausgarten und die Gewächshäuser führen. Wo jetzt noch die Rinder auf der Weide grasen, würde dann auf einem Damm der Verkehr über die dreispurige Straße fließen.
Enteignung oder Verkauf
„Wir müssen unseren gesamten Betrieb, unser Wohnhaus, alles was hier aufgebaut wurde aufgeben“, bedauert Clausen. Anstatt zu resignieren oder mit dem Geld für den Verkauf in den Ruhestand zu gehen, will der überzeugte Demeter-Landwirt den Erlös stattdessen für ein neues, nachhaltiges Projekt nutzen, „dass mich noch lange überdauern wird“.
Ähnlich wie in Liebesbeziehungen finden heutzutage auch vermehrt Höfe und Landwirte online zusammen. So war es ebenfalls bei Martin Clausen und Dietrich Lange. Der pensionierte Lehrer aus Oldenburg hatte vor einiger Zeit einen Hof in Riede mit rund 23 Hektar Grundbesitz geerbt.
Neustart auf Hof Imhorst
Dort wird seit den 1980er Jahren zwar keine aktive Landwirtschaft mehr betrieben – doch das soll sich nun ändern. Clausen und Lange gründeten kurzerhand zusammen eine Stiftung. Lange stellte den Grund und Boden, Clausen engagiert sich finanziell und fungiert darüber hinaus zusammen mit drei jungen Leuten zukünftig als Pächter.
Der Hof Imhorst ist gut 30 Autominuten vom bisherigen Standort entfernt. Wohnraum, Gewächshäuser und Stallungen müssen neu errichtet werden. Auch die Mosterei, die Imkerei und alle anderen Bereiche beanspruchen noch viel Zeit für Genehmigungen und Umsetzung. Es soll Rinter- und Hühnerhaltung geben, Flächen für Freilandgemüse unterstützen die Ernte aus den Gewächshäusern.
„Daher werden wir im nächsten Jahr voraussichtlich die Mosterei noch nicht betriebsbereit haben“, erzählt Clausen. Ab Frühsommer 2022 findet man alle Informationen zum neuen Betrieb und der neuen Mosterei im Internet unter
Mostsaison dauert bis Anfang November
Bis es soweit ist, kann von morgen an bis Anfang November wochentags zwischen 10 und 18 Uhr sowie sonnabends zwischen 9 und 13 Uhr Obst bei der Mosterei Sandhausen in Delmenhorst angeliefert werden. In erntereichen Jahren wurden bis zu 2.000 Portionen Obst, vor allem Äpfel, angeliefert.
Die Kunden müssen sich in diesem Jahr allerdings auf eine weitere Neuerung einstellen. „Wir schaffen das Pfandsystem für Flaschen und Kisten ab. Beides kann aber zum bisherigen Pfandpreis gekauft werden“, erklärt Clausen. Flaschen, die zum Befüllen mitgebracht werden, müssen einwandfrei sauber sein. „Zur Sicherheit waschen wir die Flaschen zusätzlich ab und versehen sie mit einem neuen Deckel. Die Kosten für Waschen und Deckel sind im Mostlohn enthalten“, heißt es vom Betreiber. Zusätzlich gibt es ein „Bag in Box System“, bei dem man zwischen Beuteln für drei beziehungsweise fünf Liter Inhalt wählen kann.
Hof Imhorst stellt sich vor
Wer einen ersten Eindruck vom Hof Imhorst bekommen möchte, hat dazu am Sonntag, 5. September in der Zeit von 11 bis 18 Uhr Gelegenheit. Auf dem Gelände am Imhorst 4 in Riede wird unter anderem Gebackenes, Gebrautes, Gepflanztes, Gebautes und mehr geboten. Auch für die Geselligkeit ist gesorgt. Der Eintritt beträgt 3 Euro.