Schlagen, Spucken und Schreien prägen den Alltag in den Notaufnahmen der Krankenhäuser und Praxen. Die Corona-Krise hat die Lage noch verschlimmert. Ärzte und Pfleger werden zunehmend Opfer von aggressivem Verhalten und gewalttätigen Übergriffen.
„Das Problem hat kontinuierlich zugenommen“, klagt Klaus-Peter Hermes, Klinikdirektor der Notaufnahme am Klinikum Mitte. Die Patienten kämen mit immer höheren Ansprüchen. „Jeder will sofort versorgt werden. Außerdem wird immer wieder eine fachärztliche Beratung vorausgesetzt. Dem können wir als Notaufnahme aber leider nicht immer nachkommen“, sagt Hermes. Häufig seien auch Angehörige der Patienten diejenigen, von denen die Aggression ausgehe. „Die Wartezeiten sind oft das Thema. Aber schwere Fälle werden in einer Notaufnahme nun einmal vorgezogen“, erklärt der Mediziner.
Mehr Probleme durch Corona
Mit der Corona-Pandemie wuchsen die Probleme sogar noch. „Anfang dieses Jahres hat es viele Impfgegner in den Kliniken gegeben, die sich geweigert haben, Masken zu tragen. Das können wir jedoch gerade den anderen, oftmals immungeschwächten Patienten nicht zumuten“, erklärt Hermes. Ferner fehle bei vielen Angehörigen das Verständnis dafür, dass sie nicht mit in die Notaufnahme kommen dürfen. „Da müssen wir einfach das Risiko gering halten, außerdem können wir nicht jedem einen PCR-Test anbieten“, sagt der Mediziner
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Auch die Bremer Ärztekammer schlägt Alarm. „Die Leitungen sind auch durch die Corona-Zeit tendenziell kürzer geworden“, sagt Kammer-Sprecherin Bettina Cibulski. Viele Kliniken in Bremen mussten deshalb schon einem Sicherheitsdienst anheuern, zudem gehören Notfallknöpfe und Panikräume inzwischen zum Standardausrüstung einer Notfallaufnahme.
Auch in Arztpraxen
Auch Mediziner und Assistenten in den Arztpraxen leiden unter aggressiven Patienten. „Verbale und körperliche Angriffe auf Praxispersonal nehmen kontinuierlich zu“, sagt Christoph Fox, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Bremen. Auch hier ist Corona ein Thema. „Das Durchsetzen der Maskenpflicht und die Einhaltung der AHA-Regeln ist bei einigen Patienten auf Ablehnung gestoßen. Außerdem gab es bei einigen Menschen viel Unmut zu Beginn der Pandemie, als Praxen spezielle Corona-Sprechstunden eingeführt haben“, sagt Fox.