Schon 2023 könnten Züge erste Raketenteile nach Bremerhaven bringen. So wünscht es sich die German Offshore Spaceport Alliance (Gosa), die sechs Bremer Unternehmen angeschoben haben, darunter die Raumfahrtfirma OHB, die Reederei Harren & Partner, der Logistiker BLG und der Versicherer Lampe & Schwartze. Ihre Vision: Im Hafen von Bremerhaven werden die ankommenden Raketenteile in einer eigens dafür errichteten Halle zusammengebaut. Wo sie stehen könnte, darüber spricht Häfensenatorin Claudia Schilling schon mit den Initiatoren.
Von der Halle kommt die Rakete liegend auf das Schwergutschiff Combi Dock I, das von Harren & Partner bereedert wird. Es wurde zwar schon vor elf Jahren auf der Lloyd Werft gebaut, aber für den geplanten Einsatz sind nur wenige Umbauten nötig. Dabei transportiert das Schiff die Rakete nicht nur ins Abschussgebiet. Die Combi Dock I dient auch als mobile Abschussrampe. Rund 460 Kilometer von Bremerhaven entfernt in der Nordsee wird die Rakete auf dem Schiff aufgerichtet, aufgetankt und von einem Hilfsschiff aus in drei Kilometer Sichtweite gezündet.
Interesse an Projekt
Vier Raketenbauer bekunden schon Interesse an dem Projekt: Rocket Factory Augsburg, Hyimpulse aus Baden Württemberg, T-Minus aus den Niederlanden und Skyrora aus Großbritannien. An Rocket Factory Augsburg ist OHB führend beteiligt. Mit diesen vier Raketenbauern haben Gosa und der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) erste Kooperationsverträge unterzeichnet.
Die Bundesregierung will bis zum Jahr 2026 insgesamt 22,2 bis 29,7 Millionen Euro als „Initialkosten“ zuschießen. „Das Beispiel der Giga-Factory von Tesla bei Berlin zeigt, dass ambitionierte Industrieprojekte in Deutschland möglich sind, wenn Politik, Behörden und Unternehmen an einem Strang ziehen“, freut sich der BDI.
Kleinsatelliten ins All
Immerhin geht es um einen Milliarden-Markt. Betrug der weltweite Umsatz der Satellitenindustrie im Jahr 2016 rund 146 Milliarden US-Dollar, erhöhte er sich er bis 2018 schon auf 277 Milliarden US-Dollar, Tendenz weiter steigend. Bis zum Jahr 2028 werden voraussichtlich 6.600 Satelliten ins All geschossen, wie der BDI unter Berufung auf Beratergesellschaften berichtet. Davon seien 86 Prozent Kleinsatelliten. Genau die wollen die Bremer von der Nordsee aus ins All bringen.
Rund 20 bis 25 Starts könnten pro Jahr vom Schiff aus erfolgen. Bisher werden europäische Satelliten meist von Französisch Guayana aus gestartet, mehr als 5.000 Kilometer vom europäischen Festland entfernt. Entsprechend teuer und aufwendig ist der Transport. Allerdings planen nicht nur die Deutschen eine Raketenplattform in Europa.