Vom 4. Januar an werden viele Tattoo-Farben verboten. Ab 2023 betrifft dies auch die besonders häufig genutzten Pigmente Blau 15 und Grün 7.Archivfoto: WR
Tattoofarbe

Schwere Zeiten für Tätowierer

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Eine neue EU-Verordnung verbietet im nächsten Jahr beliebte Farbtöne. Wie Bremer Tätowierer darauf reagieren.

Tattoo-Studios stehen vor einer ungewissen Zukunft. Denn vom nächsten Jahr an dürfte es schwierig werden, farbige Tattoos zu stechen. Vom 4. Januar 2022 an ist der Einsatz der meisten Tattoo-Farben verboten. So schreibt es die EU-Chemikalienverordnung Reach vor, weil viele Farben im Verdacht stehen, krebserregend zu sein oder Allergien auszulösen.

Anfang 2023 wird die EU-Verordnung sogar noch verschärft. Dann dürfen auch die sehr gebräuchlichen Pigmente Blau 15 und Grün 7 nicht mehr verwendet werden. Der Grund: Die beiden betroffenen Pigmente seien bereits für die Verwendung in Haarfärbemitteln verboten, erklärt das Bundesinstitut für Risikobewertung. Und die EU betrachtet Tattoo-Farben als Kosmetikprodukte.

Studienlage nicht eindeutig

Bei Bremer Tätowierern stoßen die Änderungen auf Kritik. „Die Studienlage ist nicht eindeutig“, sagt Swann Schilling vom Studio Downtown Tattoo. „Man sollte die Pigmente erstmal ausführlich testen, bevor sie vom Markt genommen werden“, fordert Schilling. Er befürchtet, dass ein Chaos ausbrechen könnte. „Niemand weiß, ob die neuen Farbstoffe, die daraufhin verfügbar sein werden, besser oder schlechter sind. Auch die Schönheit der Farben könnte leiden“, sagt er.

Johannes Höft vom Studio Animal Farm vermutet, dass es zu Beginn des Jahres zu Engpässen kommen könnte. „Es gibt zwar mittlerweile einige Farbstoffe, die der Reach-Verordung entsprechen. Aber inwiefern die dann für alle verfügbar sein werden, ist ungewiss“, sagt er.

Markt wird sich anpassen

So könnte es zum Beispiel schwierig werden, in den ersten Monaten des neuen Jahres ein klassisches Seemannstattoo mit starken Blautönen zu stechen. „Langfristig rechne ich aber nicht damit, dass sich für die Kunden etwas ändert. Der Markt wird sich anpassen“, hofft Höft. Auch er bezweifelt den Sinn der Reach-Verordnung. „In zehn Jahren als Tätowierer hatte ich nur zwei Fälle, bei denen Kunden auf dieselbe Farbe allergisch reagiert haben. Und die waren vergleichsweise harmlos“, berichtet Höft.

Die Branche ist verunsichert. Sebastiano Rubio, Geschäftsführer des Studios Darkest Ink, engagiert sich deshalb im Bundesverband Tattoo. „Ich halte die Verbote nicht für verhältnismäßig. Ich hoffe daher, dass sich noch rechtlich dagegen vorgehen lässt“, sagt er.

Sichere Farben

Das Gesundheitsressort bereitet sich bereits auf die Neuregelungen vor. „Auch die Tätowierer müssten daran interessiert sei, nur sichere Tätowierfarben zu verwenden. Sie sollten die Entwicklungen aufmerksam verfolgen und sich gegebenenfalls umstellen“, sagt Sprecher Lukas Fuhrmann.

Der Bundesverband Tattoo warnt derweil vor einer weiteren gefährlichen Entwicklung: „Ein solches Verbot fördert das Aufleben der sogenannten Hinterhof-Tätowierer, sprich illegaler Anbieter sowie das Ausführen gewerblich unangemeldeter Praktiken.“

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