Es musste ja so kommen: Erstmals lud die Handelskammer Bremen zum Wirtschaftsempfang ins Weserstadion ein. Da durften Parallelen zwischen Unternehmern und Fußballspielern nicht fehlen. Wo sonst 42.000 Fans die Werder-Elf antreiben, sitzen am Dienstagabend 450 Unternehmer, Politiker und Spitzen von Behörden und Verbänden. Nicht nur das. Auch die Gefühle gleichen sich. „Jubeln und fluchen – die Vielfalt an Emotionen, die Fußballspiele auf den Zuschauerrängen auslösen, lassen sich gut übertragen auf die Gefühlslage der meisten Unternehmer“, sagt Janina Marahrens-Hashagen, die Präses der Handelskammer, zur Begrüßung.
Viele Unternehmer hätten in der Corona-Zeit „schlaflose Nächte verbracht, gebangt, gehofft, neue Ideen und Produkte entwickelt“, sagt Marahrens-Hashagen und lobt sofort die Hilfe von Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt. Selten dürfte eine Politikerin der Linken so viel Beifall von Unternehmern bekommen haben.
Große Aufgaben
Welche großen Aufgaben nun anstehen, darin sind sich die Präses und die Senatorin einig. Auch Peter Adrian, Gastredner und Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) kann da nur zustimmen: Klimaschutz, Digitalisierung und Demografie, die Alterung der deutschen Gesellschaft.
„Schon heute besteht zwischen Berufsanfängern und Personen, die in Rente gehen eine Differenz von 30.000, Tendenz steigend“, warnt Adrian vor einem Mangel an Fachkräften.
Handelskammer-Präses Marahrens-Hashagen fordert deshalb eine bessere Bildungspolitik ein. In Bremen sei es für die Förderung der Bildung „längst fünf nach zwölf“. Wirtschaftssenatorin Vogt räumt zwar ein, dass in der Bremer Bildung nicht alles nach Wunsch laufe. Aber sie warnt: „Wenn wir die Bildung in Bremen mantraartig schlecht reden“, könne man kaum auswärtige Fachkräfte für Bremen begeistern. Es gebe Schulen mit Problemen, „aber es gibt auch sehr gute Schulen“, sagt Vogt.
Klimagerechte Stadtentwicklung
Klar, dass bei einem Empfang der Bremer Handelskammer in Bremen die Sprache auf die Innenstadt kommt. Die Handelskammer-Präses fordert eine „wachstumsorientierte, zugleich aber klimagerechte Stadtentwicklung“ und vor allem ein Gesamtkonzept für den Verkehr.
Senatorin Vogt verweist auf den Aktionsplan, den der Senat beschlossen hat, auf die Pop-up-Stores, die sie finanziell unterstützt. „Aber privatwirtschaftliches Handeln kann der Senat nicht ersetzen“, meint die Linken-Politikerin. Allerdings könne die Politik die Rahmenbedingungen „anders setzen“.