Man könnte meinen, Ilia Gruev hätte bereits 100 Bundesligaspiele in seiner Karriere bestritten, so cool und gelassen sitzt er da auf dem Podium im Presseraum des Weserstadions und beantwortet die Fragen der Journalisten. Eigentlich wirkt er hier genauso abgeklärt wie auf dem Platz, wo er zuletzt beim 3:0 gegen Heidenheim im defensiven Mittelfeld dafür sorgte, dass die Süddeutschen kaum ein Durchkommen durch die Mitte fanden und Gruev sogar noch der eine oder andere Ballgewinn gelang.
Nur hat dieser Gruev eben keine 100 Bundesligaspiele auf dem Buckel sondern gerade erst fünf in der 2. Liga – und sei Debüt in der Startelf ist nicht einmal drei Wochen her, als der 21-Jährige bei der Pleite in Dresden von Trainer Markus Anfang aufgeboten wurde.
Trotz Niederlagen ordentlich gespielt
Dass ausgerechnet diese Partie, die für ihn ja etwas ganz besonderes war, so sang- und klanglos verloren ging, das wurmt Gruev. Ebenso wie die Niederlage bei seinen ersten nennenswerten Einsatz überhaupt im Profibereich in der Woche zuvor gegen den HSV, als er wegen der Roten Karte gegen Christian Groß bereits nach 35 Minuten eingewechselt worden war. Auch dieses Spiel war verloren gegangen, aber beide Male machte der junge Gruev einen ordentlichen Job und eben deswegen durfte er dann auch gegen Heidenheim wieder ran.
Vier Jahre lang bei Werder daraufhingefiebert
„Wenn man gewinnt, ist die Chance natürlich größer, dass man im folgenden Spiel erneut aufgestellt wird“, sagt er und darf sich da vor dem kommenden Spiel am Sonnta g (13.30 Uhr) bei Darmstadt 98 auch tatsächlich ziemlich sicher sein, wieder in der Startelf zu stehen. Nicht nur, weil Positionskonkurrent Groß noch einige Zeit verletzt ausfallen wird, sondern auch einfach deshalb, weil Gruev bislang überzeugt hat.
„Ich bin ja schon seit vier Jahren bei Werder und musste lange auf meine Chance warten“, erinnert sich der bulgarische U21-Nationalspieler zurück. Als er dann gegen den HSV überraschend innerhalb weniger Sekunden nach dem Groß-Platzverweis ins Spiel gebracht wurde, wäre ihm dann auch eines sofort bewusst gewesen.
„Jetzt muss ich performen“
„Ich wusste es liegt an mir. Jetzt muss ich performen“, schildert er seine Gedanken und lieferte dann eben auch so ab, dass es für einen Liganeuling schon ziemlich überzeugend war.
In Darmstadt könnte Gruev seine persönliche Zweitligabilanz – er stand bei den Siegen gegen Rostock, Ingolstadt und Heidenheim sowie den Niederlagen in Dresden und gegen den HSV auf dem Platz – ein bisschen weiter ausbauen. Viel wichtiger ist ihm allerdings ein anderes Statement: „Wir wollen zeigen, dass wir zwei, drei oder vier Spiele in Folge gewinnen können.“
Dass die Darmstädter nach neun Spielen bereits 21 Mal getroffen haben und somit die erfolgreichste Offensive der Liga stellen, beeindruckt ihn dabei wenig. „Ich habe keine Sorge, dass das in die Hose gehen wird“, sagt er voller Überzeugung und wirkt dabei wieder wie ein „ganz alter Hase“ im Profigeschäft.