Der Selbermacher: Maximilian Hirsch fing 2019 als Ein-Mann-Dienstleister an und beschäftigt inzwischen 80 Mitarbeiter. Foto: Schlie
Erfolgsgeschichte

Ein Besen als Startkapital

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Maximilian Hirsch wollte sich als Unternehmer ausprobieren. Dabei fand er eine Marktlücke.

Unternehmertum wurde Maximilian Hirsch in die Wiege gelegt. Sein Großvater machte sich selbstständig und sein Vater auch. Sein Jura-Studium in Münster ging der 23-jährige Bremer deshalb mit dem Vorsatz an, alle Scheine für das Grundstudium schon in drei Semestern zu erwerben, um anschließend vor dem ersten Staatsexamen Zeit zu haben, um sich als Unternehmer auszuprobieren. Gesagt – getan.

„Ich bin dann nach Hamburg gegangen, um einen Hausmeisterservice zu gründen“, sagt Hirsch. Das war im April 2019. „Ich habe bei Hausverwaltungen Klinken geputzt und meine Dienste angeboten.“ Irgendwann biss der erste Kunde an und erteilte den Auftrag, ein Stück Gehweg vom Grünbelag zu befreien. „Also habe ich im Baumarkt für 29 Euro einen Krallenbesen gekauft und noch ein paar Kanister Grünbelagentferner“. Der Kunde war mit dem Ergebnis und insbesondere der schnellen Abwicklung sehr zufrieden.

Erstmal alles selber gemacht

Das sprach sich herum. „Zu dem Zeitpunkt habe ich alles selber gemacht“, sagt Hirsch. „Ab Herbst 2019 folgten die ersten Anfragen, was wir noch anbieten könnten“, berichtet er. „Ich habe die Wünsche der Kunden gesammelt“. Immer wieder hörte er dabei von Immobilienbesitzern und Hausverwaltungen die Klage, dass sie keine verlässlichen Handwerker für kleine Reparaturaufträge finden könnten. Die Geschäftsidee war geboren. „Wir schaffen die Verbindung von Hausverwaltern und Handwerk.“

Das Management von Kleinreparaturen erwies sich als Marktlücke. Unter dem Namen Blue Bird Facility begann Hirsch, den Markt zu erobern. Ab Anfang 2020 aus einem ersten Büro auf dem Schrottplatz der Familie an der Hermann-Funk-Straße in Bremen.
„Wir hatten schnell viele Kunden und ich habe Leute eingestellt.“ Längst nicht alle Aufträge werden von eigenen Kräften abgearbeitet. „Wir bündeln Serviceaufträge und vergeben sie dann an Handwerker“. Das sei für die Auftragnehmer sehr viel attraktiver als sich um einzelne Kleinaufträge kümmern zu müssen.

Software in Auftrag gegeben

2020 gab Hirsch dann die Entwicklung einer Software in Auftrag. „Die Plattform bringt Mieter, Vermieter, Verwalter und Handwerker zusammen“, erklärt er. Über ein Ticketsystem und QR-Codes können alle Beteiligten jederzeit den Auftragsstatus sehen.

Rund 400 Anfragen von Mietern gehen laut Hirsch jeden Monat bei Blue Bird Facility ein. Nicht jeder Anruf mündet in einem Reparaturauftrag. „Vieles lässt sich direkt am Telefon klären“, meint Hirsch. Etwa wenn die Heizung einen Fehler anzeigt, aber nur neu gestartet werden muss. „Wir haben inzwischen sehr viele Handbücher abgespeichert“, berichtet er. Das spart Kosten für die Auftraggeber und erspart den Handwerkern überflüssige Anfahrten.

Weitere Firmen gegründet

Inzwischen beschäftigt Blue Bird Facility 60 Mitarbeiter. Aus der einen Firma ist jetzt eine Firmengruppe mit 80 Beschäftigten unter dem Dach der MH Group als Holding geworden, mit Maximilian Hirsch als Alleingesellschafter. Bis Ende 2022 sollten es 150 werden, sagt Hirsch. Weil er große Schwierigkeiten hatte, Auftragnehmer für Rohrreinigungen zu finden, gründete Hirsch kurzerhand unter dem Namen Rohrspatz einen eigenen Dienst. Nachdem der zunächst nur interne Aufträge abarbeitete, ging er wenige Monate später an den Markt und arbeitet jetzt laut Hirsch in erster Linie für externe Kunden.

Eine Haustechnikfirma für Sanitär- und Elektroarbeiten gehört ebenso dazu. Außerdem ist die MH Group inzwischen an einer Firma für Social Media Marketing und einem Vermittler für Bau-Finanzierungen beteiligt. Vor drei Monaten kam mit FE Energiesysteme die Beteiligung an einer Firma für den Verkauf und die Montage von Photovoltaikanlagen hinzu. Eine Softwarefirma befindet sich in Gründung.

Büro wurde schnell zu klein

Das Büro auf dem Schrottplatz war natürlich schnell zu klein. Deshalb zog das Unternehmen an die Insterburger Straße 5 und belegt dort inzwischen vier Etagen. Daneben entsteht ein Containerdorf mit Caféteria und Sozialräumen. Im Mai soll es fertig sein. „Die Mitarbeiter sollen nach Feierabend auch mal ein alkoholfreies Bier zusammen trinken können“, begründet der Gründer.

Aktuell betreut Blue Bird Facility etwa 11.000 Wohneinheiten in Bremen, Kiel, Lübeck, Hamburg und Oldenburg. Damit soll noch nicht Schluss sein. „Meine Vision ist, irgendwann im Immobilienbereich deutschlandweit hochwertige Dienstleistungen anzubieten“, sagt Hirsch. Einen Zeitplan hat er dafür nicht. „Für 2,5 Jahre sind wir schon relativ weit gekommen“, meint er. Und das Studium? „Vielleicht ergibt sich noch die Gelegenheit, das Examen zu machen. Abgeschrieben habe ich das noch nicht.“

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