30 Meter mit dem Speer sind für Gert Müller-Kiel mit fast 78 Jahren kein Problem. Foto: Schlie
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So weit, so alt, so fit

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Wie ein fast 78-jähriger Athlet noch um Meistertitel kämpft.

„Wer rastet, der rostet. Das ist nicht nur so dahergesagt, das ist tatsächlich so“, weiß der Mann mit der hellblauen Trainingsjacke, der am Dienstagmittag auf der Bezirkssportanlage in Huchting den Speer weit über den Rasen wirft. Deutlich über 30 Meter fliegt er, was aller Ehren wert ist. Erst recht, wenn man sich anschaut, wer den Speer mit einem kurzen Anlauf in den bedeckten Himmel feuert.

Gert Müller-Kiel feiert im Februar Geburtstag, seinen 78. Und von Rost oder Quietschen ist beim Bewegungsablauf des früheren Lehrers für Biologie und Chemie am Hermann-Böse-Gymnasium nichts zu spüren. Auch wenn der aufgrund der Pandemie zwischenzeitlich ein komplettes Jahr verloren hat. Denn als 2020 die Corona-Pandemie begann und Sportanlagen und Hallen gesperrt wurden, da musste auch Müller-Kiel auf seine große Leidenschaft verzichten.

Mehrmals die Woche trainieren

Gut, er habe ja zum Glück noch andere Hobbys – zum Beispiel Briefmarken sammeln. Insgesamt 80 Alben habe er schon gefüllt, erzählt der drahtige Senior. Aber wenn man normalerweise drei-, vier- oder fünfmal die Woche auf dem Trainingsplatz oder im Fitnessstudio im Einsatz ist, dann ist Briefmarken sortieren natürlich nur ein schwacher Trost.

Immerhin: Inzwischen geht es ja wieder mit dem Sporttreiben, wenngleich Müller-Kiel schon darauf achtet, zu Zeiten zu trainieren, wenn er nicht so vielen Menschen über den Weg läuft. „Ich bin inzwischen zwar dreifach geimpft, aber irgendwie hat man ja doch ein komisches Gefühl, wenn viele Menschen zusammenkommen“, sagt der Mann, den der Bremer Leichtathletik-Verband als Sportler des Jahres 2021 ausgezeichnet hat.

2019: Deutscher Meister seiner Altersklasse

Auch wenn Müller-Kiel nicht ständig auf der Straße angesprochen wird und Autogrammkarten verteilen muss, so ist er innerhalb der deutschen Masters-Leichtathleten hochdekoriert. 2019 wurde er Deutscher Meister seiner Altersklasse, aber das Aushängeschild des TuS Huchting kann nicht nur Speerwerfen, sondern gehört bei den Masters auch zu den Besten im Weitsprung und im Dreisprung. Seitdem er 2007 wieder ernsthaft mit der Leichtathletik angefangen hat, war er bei zahlreichen Deutschen Meisterschaften in allen drei Disziplinen am Start.

„Unter den Top fünf oder sechs bin ich eigentlich immer“, sagt er mit ein wenig Unterstatement. Angesichts der Anzahl an Medaillen, die er zusätzlich zu seinen Postwertzeichen gesammelt hat, wird aber auch schnell klar, dass er ziemlich häufig auch auf dem Siegertreppchen stand.

Senioren-Europameisterschaft

Ein besonderes Highlight war für ihn 2017 die Teilnahme an der Senioren-Europameisterschaft, wo er Platz acht belegte. „Einmal das Trikot mit dem Bundesadler auf der Brust zu tragen, das war schon was“, erinnert er sich.

Der Mann hätte vielleicht eine große Karriere starten können, wäre da nicht die Angst vor einer Verletzung gewesen. Schon mit 18 Jahren warf er 63 Meter weit. Doch seine Trainerin Almut Brömmel, Olympiateilnehmerin 1960, warnte ihn davor, zu viel auf eine Sportkarriere zu setzen, da man als Speerwerfer sehr anfällig für Verletzungen sei. Fast 60 Jahre ist das inzwischen her, und Müller-Kiel trauert dem nicht hinterher. Vielmehr freut er sich darauf, die langjährigen Kumpels der Altersklasse M75 („Ein toller Haufen“) bei den großen Masters-Wettkämpfen wiederzusehen. Vielleicht in diesem Jahr“, hofft er auf ein Ende der Pandemie, „damit es endlich wieder richtig losgehen kann.“

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