Weser Report: Frau Greve, für dieses Jahr planen Sie Sonderschauen und Gartenfeste. Wie soll das in der Corona-Pandemie gelingen?
Anna Greve: Tatsächlich planen wir, den Betrieb im Januar und Februar herunterzufahren. Wir hoffen darauf, dass wir ab Ende März bis September unser Programm durchziehen können. Im März steht eine Mitmach-Ausstellung für Kinder zum Thema Navigieren an, die wir gemeinsam mit dem Deutschen Schifffahrtsmuseum, dem Hamburger Altonaer Museum und dem Lübecker Hanse-Museum planen. Für Erwachsene wird es Vorträge geben, in denen das Thema vertieft wird.
Welche Aktionen für Kinder kommen noch in diesem Jahr?
Es wird ein umfangreiches Kinderprogramm geben, eine Kinder-Uni und Kinderfeste.
Im November präsentieren Sie eine große Sonderschau mit Fotos von Julius Frank. Was können die Besucher erwarten?
Eine spannende Geschichte. Der jüdische Lilienthaler Fotograf musste vor den Nationalsozialisten fliehen und ging in die USA. Dort gefiel er mit seiner traditionellen, an der europäischen Malerei geschulten Art zu fotografieren. Diese Arbeiten werden wir zeigen und begleitend Vorträge anbieten. Dazu gibt es auch Fotos des Bremer Fotografen Olaf Schlote zu sehen, der sich mit Opfern des Holocaust beschäftigt.
Wie entwickelt sich das Stadtlabor?
Dort sind wieder Ausstellungen zu sehen, die wir mit Partnern wie Vereinen oder Interessengemeinschaften machen. Sie setzen die Themen, und wir stellen unser Wissen zur Verfügung. Im März ist dort zu sehen, welche Sprachen in Bremen gesprochen werden, es wird einen Sprachenatlas geben und Schnupper-Sprachkurse. Im Sommer folgt eine Ausstellung zum Kolonialismus und seinen Folgen für Bremen. Wir planen eine Serie, in der wir in 15-minütigen Führungen bestimmte Regionen und Sprachen vorstellen. Dazu werden wir auch ein Fest organisieren. Im Sommer findet auch eine Fachtagung zu der Frage statt, wie man mit Themen, Bildern und Plakaten von früher umgeht, die heute als rassistisch eingestuft werden.
Zu Ihrem Amtsantritt 2020 hatten Sie angekündigt, weniger Sonderschauen zu machen. Warum stehen jetzt trotzdem mehrere im Programm?
Ich hatte gedacht, wir fahren den Sonderausstellungsbetrieb herunter und konzentrieren uns auf unsere Dauerausstellung. Aber die Praxis hat ergeben, auch bedingt durch Corona, dass wir den Leuten auch neue besondere Sachen anbieten müssen. Wir testen, womit wir welche Zielgruppen erreichen.
Sie hatten auch eine Kooperation mit Unternehmen in Bremen angekündigt.
Ich bin mit Unternehmen im Gespräch, damit wir Objekte von ihnen bekommen. Unsere Sammlung bricht mit dem Werftensterben in den 1970er-Jahren ab, so dass wir gefordert sind, neu zu sammeln. Mit Mercedes habe ich verabredet, dass wir 2025 ein Modell der neuen EQ-Serie bekommen. Auszubildende von Mercedes bauen einen EQ so um, dass die Besucher sehen können, wie der Strom fließt und der Antrieb funktioniert. Mit OHB überlegen wir, welche Modelle für die Raumfahrt in Bremen stehen.
In der Bremer Innenstadt wollten Sie auch Objekte ausstellen. Gibt es da schon Fortschritte?
Leider nicht. Wir suchen eine Fläche von 100 bis 200 Quadratmetern, auf der wir Bremer Geschichte kompakt darstellen können, zum Beispiel alte Verpackungen und Objekte zu Wein oder Kaffee, dazu Probierstationen und Stationen als Treffpunkte. Aber bisher haben wir niemanden gefunden, der uns zeitweise eine leere Fläche zur Verfügung stellt. Vielleicht kommen wir da weiter, wenn der neue Geschäftsführer des Projektbüros Innenstadt sein Amt antritt und wir eine zentrale Ansprechperson haben.
Mitte nächsten Jahres schließen Sie, das Focke-Museum erhält einen Anbau. Wohin weichen Sie in der Bauzeit aus?
Wir werden das Haus Riensberg stärker bespielen, auch das Bauernhaus und die Scheune bleiben geöffnet. Mit dem Wagenfeld Museum haben wir verabredet, dass wir wahrscheinlich 2024 eine gemeinsame Ausstellung dort machen. Und für 2026 ist die Wiedereröffnung des Focke-Museums geplant.
In dem neuen Anbau wird es auch ein Restaurant geben und damit eine weitere Einnahmequelle für das Museum. Was planen Sie dort?
Auch da wollen wir experimentieren. Wir denken an eine Mischkalkulation: Wir wollen Einnahmen generieren durch die Vermietung des Raums etwa für Hochzeiten oder Beerdigungen. Institutionen wie etwa die jüdische Gemeinde sollen den angrenzenden Veranstaltungsbereich zum Selbstkostenpreis nutzen können. Für das Restaurant suchen wir noch einen kreativen Pächter.