Carsten Meyer-Heder, IT-Unternehmer und seit 2019 Landesvorsitzender der Bremer CDU, will 2023 nicht mehr als Spitzenkandidat antreten, aber in der Politik bleiben.Foto: Schlie
Interview

„2023 wird es schwerer als 2019“

Von
Dr CDU-Landeschef Carsten Meyer-Heder spricht über die nächste Wahl in Bremen.

Weser Report: Herr Meyer-Heder, haben Sie spontan entschieden oder lange überlegt, dass Sie bei der Bürgerschaftswahl 2023 nicht mehr als Spitzenkandidat der CDU antreten wollen?

Carsten Meyer-Heder: Ich habe lange überlegt, es gab ein Für und Wider. Es ist auf jeden Fall eine persönliche Entscheidung. Der Aspekt, wie meine Chancen bei der nächsten Wahl stehen, spielte überhaupt keine Rolle.

Oder wollen Sie nicht mit dem neuen CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz auf einer Bühne stehen? 2019 lehnten Sie seine Wahlkampfhilfe ab.

Er hat sich vom Ego-Shooter zum Teamplayer entwickelt. Bei der Wahl zum Parteichef habe ich ihn jetzt gewählt. Als Opposition müssen wir laut sein. Das spüren wir in Bremen.

Als Grund für Ihre Absage als Spitzenkandidat nannten Sie berufliche Herausforderungen. Geht es Ihrem Unternehmen Team Neusta so schlecht?

Nein. 2019 war unser größter Kunde TUI gewesen. Aber Corona hat auch die Tourismusbranche hart getroffen. TUI ist zwar noch Kunde, wir machen mit ihm aber nicht mehr den damaligen Umsatz. Insgesamt ist Team Neusta super durch die Pandemie gekommen, den Umsatzverlust mit TUI haben wir sogar aufgeholt. Aber im Moment konsolidiert sich der IT-Markt, jeder will jeden kaufen, und wir wollen selbstständig bleiben. Jetzt sind viele strategische Dinge zu tun. Wir merken, dass wir als kleiner Mittelständler jetzt antreten gegen Unternehmen wie Ernst & Young und Capgemini. Das ist spannend, da braucht es den Gründer.

Für den Posten des CDU-Landesvorsitzenden wollen Sie trotzdem erneut kandidieren?

Ja, ich fahre zwar mein Engagement in der Firma hoch, aber den Job als Landesvorsitzender kann ich super machen. Wir haben es als CDU in Bremen geschafft, uns neu aufzustellen. Ich habe in der Partei und in der Fraktion den Teamgedanken geprägt. Auch thematische Anstöße sind mit gelungen. Die Arbeit will ich gerne weiterführen.

Wen haben Sie für die Spitzenkandidatur 2023 im Auge?

Wir haben jemanden aus Bremen im Auge, es ist aber noch nicht sicher. Vor oder nach dem Sommer werden wir einen Namen bekanntgeben. Es hängt auch davon ab, wen wir finden, ob er oder sie aus der Partei kommt oder nicht. Mein ziel ist es, eine paritätisch besetzte Liste für die Wahl 2023 aufzustellen.

Kandidieren Sie für einen Sitz in der Bürgerschaft?

Das schließe ich nicht aus. Wenn es Sinn macht, werde ich kandidieren.

Welche Kriterien muss der neue Spitzenkandidat erfüllen?

Nach ganz oben stelle ich die Teamfähigkeit. Und er oder sie sollte meine Haltung, meinen Führungsstil fortsetzen. Außerdem muss es jemand sein, der Wahlen gewinnen kann, also empathisch ist, ausdrucksstark und sympathisch. Wir wollen die Wahl 2023 gewinnen, auch wenn es schwerer wird als 2019.

Unter Ihrer Spitzenkandidatur wurde die CDU erstmals in Bremen stärkste Partei mit 26,6 Prozent, doch bei der Bundestagswahl 2021 erreichte sie in Bremen nur noch 17,2 Prozent. Wie wollen Sie den Verlust aufholen?

Landtagswahlen sind abgekoppelt von Bundestagswahlen. Ich gehe davon aus, dass sich die Stimmung bis 2023 dreht. Wir erleben, wie Rot-Grün-Rot hier mit den Schwierigkeiten des Regierens konfrontiert ist. Da werden noch viele entzaubert. Wenn wir gute Oppositionsarbeit machen, geschlossen bleiben, auch im Bund, dann geht es wieder aufwärts.

Welche Themen wollen Sie 2023 groß herausstellen?

Gucken Sie sich den Wahlkampf 2019 an, seither hat sich für Bremen und Bremerhaven nichts geändert. Die Bildung ist immer noch desaströs, die Autobahn bekommen wir seit 40 Jahren nicht fertig. Wir haben viel Armut und eine hohe Verschuldung. Fast überall ist Bremen Schlusslicht. Das wird auch 2023 so sein.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren...

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner